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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Mittwoch 9. Februar 2011

"Ich will mich nicht weiter über mich selbst äußern", unterbrach Herr Kibitz seine Beichte, "man kann einem Menschen leicht Unrecht tun."
Hermann Oeser

 

Wort des Jahres: App

Ja ist denn schon wieder April? Wie ein verfrühter Aprilscherz liest sich jedenfalls die Meldung, daß es eine iPhone-Applikation gebe, die einem die Beichte abnimmt.

Im Namen des Vaters: Kirche genehmigt Beicht-App

iPhone-Anwendung hilft Sündern mit dem Sakrament

South Bend (pte/09.02.2011/11:28) – Katholische User von Apple-Geräten können ihre Sünden in Zukunft ihrem iPhone, iPad oder iPod Touch beichten. So hat die Kirche offiziell eine im App-Store erhältliche Anwendung abgesegnet, die Gläubigen mit dem Sakrament helfen soll.

Das ist natürlich ausgemachter Schmarrn, und das wird bei näherer Betrachtung des Artikels auch klar. Nach kurzer Überlegung weiß man ja, daß zu einer Beichte immer einer gehört, der die Beichte abnimmt und Absolution erteilen kann. Was keiner hört, ist wie nicht gesagt.

Natürlich denken wir da sofort an König Midas, jenen legendären phrygischen König, der es schaffte, bei Dionysos einen Wunsch freizuhaben und sich wünschte, daß alles, was er berührte, zu Gold würde. Ein dummer Wunsch, aber er hatte ja Glück und dieser Fluch wurde von ihm genommen. Weniger bekannt ist die Geschichte, daß er als Unpartteiischer in einem Wettstreit zwischen Apoll und Pan dem letzteren den Sieg zuerkannte. Apoll fand das nicht lustig und zog ihm die Ohren so lang, bis sie aussahen wie die des Pan, oder eindeutiger: Wie Eselsohren.

Darauf traf man  Midas nur noch mit Mütze. Als König von Phrygien trug er natürlich eine phrygische Mütze, wie man sie von den Jakobinern kennt, oder weniger heroisch, von den Schlümpfen oder den Mainzelmännchen. Einen aber gab es, der sah Midas regelmäßig ohne Mütze: Sein Barbier. Dem war es unter Androhung der Todesstrafe verboten, sein Wissen weiterzugeben. Eine Folter, nicht nur für gemeinhin als gesprächig geltende Friseure. Erwartungsgemäß hielt es der Ärmste irgendwann nicht mehr aus. In Ermangelung einer geeigneten App grub er am Seeufer ein tiefes Loch. Dort hinein rief er

König Midas hat ESELSOHREN

und schaufelte das Loch hastig wieder zu. Leider jedoch wuchsen dort die für Gewässerränder nicht untypischen Schilfgräser, auch bekannt unter ihrem Namen „Binsen“. Wenn der Wind durch das Schilf fuhr, konnte man es deutlich hören, König Midas hat ESELSOHREN

Was aus dem armen Barbier daraufhin wurde, ist nicht überliefert, man kann vom Schlimmsten ausgehen. Aber das Flüstern und Raunen der Binsen sorgte für zwei Dinge: Alle wußten vom Mißgeschick des Königs und das Wort von der Binsenweisheit war geboren, das wir ja heute noch verwenden.

Das hätte man vermeiden können, wenn man dem guten Barbier die Confession-App gegeben hätte, aber damals gab es ja eben noch nicht „für alles eine App“. Das ist erst jetzt so, wieso das Wort „App“ auch zum Wort des Jahres wurde. 28 Punkte von mir – nicht mehr, denn Apps waren auch schon 2009 der Renner. Wort des Jahres? Ja, nicht bei uns, sondern in den USA. Wie ich vielleicht später noch beleuchten kann

hat bei uns so ein Wort keine Chance auf den Sieg.

 

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