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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Donnerstag 12. Oktober 2017

In einem Staat gibt es um so mehr Räuber und Diebe, je mehr Gesetze und Vorschriften es in ihm gibt.
Laotse

 

Spaßige Nachbarn

Es ist ja nicht so, dass in Österreich derzeit kein Wahlkampf wäre. Daher ist es auch wieder nicht so verwunderlich, daß die Österreicher vor dem EUGH gegen die deutsche Automaut zu Felde ziehen. Die Begründung ist hanebüchen: Österreicher müssten in Deutschland zahlen, weil sie Österreicher seien, das sei diskriminierend. Wunderbar, Diskriminierung: Die politische Wunderwaffe!

Mei, sie hätten vielleicht argumentieren können, dass sie das Verfahren erfunden haben, und jetzt Lizenzgebühren haben wollen. Ehrlich gesagt, ohne das österreichische „Pickerl“ wüsste ich nicht mal, was Maut ist. Natürlich diskriminert das Pickerl die Bayern. Immer schon. Die Österreicher müssen nicht nachdenken, bevor sie losfahren, ob es vielleicht Maut kosten könnte, denn sie haben schon für das ganze Jahr bezahlt. Norddeutsche können lang fahren, bis die Maut fällig wird. Nur wir Bayern müssen nach Norden oder hart nach Westen fahren, um der Maut zu entgehen. Das nenne ich Diskriminierung.

30 Seiten hat die Klageschrift, sagt der österreichische Verkehrminister Leichtfried. Ich denke, die Argumente hätten auf einer DIN A/5-Seite Platz gehabt. Obwohl, DIN, Deutsche Industrienorm … das darf man in Österreich vermutlich nicht sagen, das ist ja wohl verfassungswidrig. Aber zurück zu unserem Thema: Wenn Deutsche nicht bezahlen müssten, aber Österreicher schon, dann wäre die Aufregung verständlich. Der zuständige deutsche Minister Dobrindt hat es bei der Einführung genau so erläutert, was nicht übermäßig intelligent war, aber da hatte wohl einer mehr Angst vor dem ADAC als vor der EU. Nach den spontan verspritzten Krokodilstränen unserer südöstlichen Nachbarn, die dank Hyperventilation bis Brüssel reichten, wurde ein EU-verträgliches Modell erarbeitet. Angeblich. Aber ein gutes Argument von gestern würden die Österreicher nicht ohne Zwang sausen lassen – egal ob es heute noch zutrifft. Wobei sowieso keine Menschen diskrimiert werden, nur Autos. Denn ein Österreicher mit einem deutschen Auto wäre ja von der Dobrindtschen Gnade betroffen, wohingegen ein Deutscher mit einem in Österreich zugelassenen Auto auch „diskriminiert“ würde. Weiss ich genau, immerhin war ich ein Deutscher, der so ein Auto hatte. Und der als Student eine Monatskarte für Wien hatte, die dasselbe kostete wie die Version für Österreicher, aber erst ab 14 Uhr gegolten hat und nicht rund um die Uhr, wie die Variante für die Einheimischen. Das war Diskriminierung vom Feinsten, aber jetzt wird’s persönlich, ich ringe um journalistische Distanz…

Sicher ist jedenfalls, daß viele viele Jahre wir in Österreich zahlen mussten und die Österreicher nicht bei uns. Aber das Geld holen wir uns jetzt wieder, diesmal ohne kriegerische Handlungen. Ja, zugegeben, wir haben es auch schon gewalttätiger probiert. 1703 zum Beispiel, als unser glorreicher Kurfürst Max-Emanuel wie heute noch alle Bayern freien Zugang zum Gardasee wollte, mautfrei sozusagen, war Tirol im Weg. Was natürlich im Handstreich genommen wurde, grad mal zwei Wochen dauerte es, bis Innsbruck bayerisch war und die tief empfundene gegenseitige Sympathie der Tiroler und der Bayern eine gute Gelegenheit hatte, sich zu entfalten. Wo wir gerade beim Thema sind: Damals hatten die Tiroler noch unser „Y“, historisch korrekt haben sich also die Tyroler und die Baiern gestritten. Ja, ja, das hat nicht wirklich nachhaltig funktioniert, zum einen haben die Tyroler einen Aufstand veranstaltet, der am Ende auch noch erfolgreich war, zum anderen haben die Österreicher bekanntlich mit ihrer Maut finster Rache genommen. Nur das „Y“, das haben wir ihnen abgenommen.

Und jetzt holen wir uns auch noch die Maut zurück.

Andreas Hofer rotiert im Grab!

Bildquelle: tagesschau.de – da sieht man, wie exotisch unser Mautplan ist…

 

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