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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Samstag 8. November 2008

Alter schützt vor Torheit nicht.
William Shakespeare (aus: Antonius und Kleopatra)

 

Lieber ein richtiger Brite als ein britischer Richter?

Bei dieser Pressemeldung schaut man unwillkürlich auf den Kalender – ist schon wieder Erster April?

„Internetgeneration kann nicht mehr zuhören“

Oberster britischer Richter sieht Jugend als Schöffen ungeeignet

Hatfield (pte/07.11.2008/06:05) – Die Mitglieder der Internetgeneration eignen sich nicht mehr dazu, als Schöffen vor Gericht eingesetzt zu werden. Mit dieser Einschätzung sorgt derzeit der oberste Richter Großbritanniens Sir Igor Judge für Aufsehen. Wie die britische Times berichtet, hatte der als Lord Chief Justice bezeichnete Träger des höchsten Richteramtes diese Auffassung erst kürzlich im Rahmen einer Rede an der University of Hertfordshire vertreten. Judge zufolge seien viele junge Menschen heute zwar „technisch sehr geschickt“ und würden sich eine „Vielzahl von Informationen aus dem Internet“ besorgen. Entscheidend sei in diesem Zusammenhang aber, dass sie die Inhalte dort lediglich lesen würden. Die für Gerichtsverhandlungen notwendige Fähigkeit des Zuhörens – auch über längere Zeitspannen hinweg – bliebe dabei völlig auf der Strecke, so Judge.

 

„Ein mögliches Problem ergibt sich aufgrund der innerhalb der Internetgeneration mittlerweile üblichen Lernpraktiken, durch die junge Menschen heute nicht mehr wie wir gewohnt sind, über einen längeren Zeitraum hinweg zuzuhören“, zitiert die Times aus der Rede des obersten britischen Richters. Einige würden es zwar vielleicht doch noch aushalten, über Stunden und ganze Tage im Gerichtssaal zu sitzen und den Ausführungen zu lauschen. „Es würde aber wohl nicht lange dauern, bis so mancher von ihnen verlangt, dass er die Informationen, auf deren Grundlage er seine Entscheidung treffen muss, auch in Form von modernen Technologien zur Verfügung gestellt bekommt“, betont Judge. Dieses Problem werde sich durch den rasanten technologischen Fortschritt in Zukunft noch weiter verschärfen. „Ich will erst gar nicht damit anfangen, mir das Ausmaß der vor uns liegenden Veränderungen vorzustellen“, meint Judge. (…)

Widerstehen wir dem Kalauer und halten wir uns nicht bei dem Namen des Richters auf. Was er sagt, ist bereits komisch genug. Sir Igor dürfte zwischen 1945 und 1950 auf die Welt gekommen sein. Seither gab es die Fifties (Rock’n’Roll, Alkohol, „Denn sie wissen nicht, was sie tun“), die Sixties (Twist, Haschisch, „Hair“), die Seventies (Rock, LSD, „Rocky Horror Picture Show“), die Eighties (Harold Faltermeier, Koks, „Terminator“) und die Nineties (Techno, Ecstasy, „Matrix“). Und die waren also alle als Schöffen geeigneter? Weil man da so schön stillsitzen und zuhören konnte?

Obwohl, sehr misstrauisch macht es uns schon, dass die heutige Jugend einen Drehbleistift nicht mehr als state of the art in der Informationsbearbeitung sieht.

Very strange, indeed, isn’t it.

Bildquelle: The Sun (www.thesun.co.uk)

 

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