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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Dienstag 18. November 2008

Für die DDR brauchte sich im Grunde niemand zu schämen, für ihre Niemands jedoch die DDR.
Martin Gerhard Reisenberg

 

Scheinheilmann

Was es alles gibt:

Linke-Politiker stoppt Kampf gegen wikipedia.de

Wegen eines Wikipedia-Eintrags sah der Linke-Abgeordnete Lutz Heilmann sein Persönlichkeitsrecht verletzt – und ließ per Gericht die deutsche Startseite des Online-Lexikons sperren. Protest brandete auf, jetzt erklärt der Politiker den Streit für beendet: weil der Beitrag plötzlich in Ordnung sei.

So stand es zum Beispiel bei Spiegel online. Was war passiert? Bei wikipedia.de war zu lesen gewesen Heilmann habe seine Stasi-Zeit als „verlängerten Wehrdienst“ geschönt. Nach Heilmanns Angriff stand da nur noch, dass wikipedia.de derzeit nicht zu erreichen sei. Generell. Also auch für mich? Der ich doch nur bisserl was näheres zu Telephos lesen wollte, dem Sohn der Herakles und der Auge, dem ich gerade im Pergamonmuseum begegnet war? Aber wir kommen vom Thema ab. Ich konnte natürlich alles zum Thema Telephos lesen. Ein Richter, der glaubt, Inhalte im Internet verschwinden, nur weil man die Domain sperrt, so ein Richter glaubt auch, dass es ausserhalb von .de kein Internet gibt. Das deutsche Wikipedia war ja die ganze Zeit problemlos als de.wikipedia.org zu erreichen. Um ehrlich zu sein, ich glaube, ich habe noch nie www.wikipedia.de aufgerufen. Wollte der Richter berühmt werden? Oder wollte er Heilmann vorführen, indem er seinem offensichtlich untauglichen Antrag einfach stattgab? Vorstellbar wäre auch das.

Leute wie Heilmann kann man nur bedauern. Als Stasi-Mann rangieren seine Sympathiewerte so tief im Keller, dass man sie mit blossem Auge nicht mehr wahrnimmt. So ein Mann in den eigenen Reihen schadet der Linken, und das weiss sie. Und, nach dieser unseligen Sperrung weiß die ganze Republik Bescheid. Weiter unten steht in dem Spiegelartikel zu lesen:

Heilmann bedauerte, dass durch die einstweilige Verfügung die deutschen Wikipedia-User keinen „direkten Zugriff mehr auf die Wikipedia-Inhalte“ gehabt hätten. Ihm sei es nicht „um Zensur, sondern schlicht um eine wahre Tatsachendarstellung“ gegangen. Der juristische Weg habe sich aber „insoweit als problematisch erwiesen, als durch die Struktur von Wikipedia die anderen Userinnen und User in Mitleidenschaft gezogen werden.“

Er bedauert die Zensur? Um die sei es ihm nicht gegangen? Ich meine, ein Lump muß Lump genannt werden, ein Feigling Feigling, so wie Zensur auch Zensur heißen soll. Aber wer mich kennt, weiß, was mich wirklich abgestoßen hat: Dieser Mann redet von Userinnen. Er darf das Internet versuchen zu sabotieren, er darf die Justiz zur Selbstverhöhnung verleiten, er darf Anrüchigkeiten verschleiern, aber muss er sich derart an der Sprache vergreifen?

Mir kann nichts passieren, dieser Blog läuft in der .net-Domain, auf die jener Richter keinen Einfluß hat oder besser gesagt, davon offensichtlich nichts weiß, und so sage ich lustvoll und ohne Angst:

Pfui Teufel.

Bildquelle: de.wikipedia.org, Telephos wird in Argos begrüßt – Platte des Telephosfrieses vom Pergamonaltar

 

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