Unwörter
Dieses Jahr hatte ich noch keinen Kandidaten für das Unwort des Jahres. Die Unwort-Debatte ist nicht ganz ungefährlich und man wird kaum Wörter finden, die zu verurteilen der einhellige Wunsch aller Deutschen ist.
Es gab:
Freiwillige Ausreise (2006, den Ausreisenden wurde unterstellt, sie hätten sich doch irgendwie überreden lassen). Herdprämie (2007, das Wort diffamiere Eltern, die ihre Kinder zuhause erziehen und nicht in eine Krippe geben). Notleidende Banken (2008, das Wort vertausche Ursache und Wirkung der Wirtschaftskrise).
Ich hätte andere Wörter ausgesucht. Gesundheitsreform wäre ein heißer Kandidat (was gesund ist, muss nicht reformiert werden). Ego-Shooter (wer schießt auf wen? Mein Ego?). Klimakiller (das Klima kann man man nicht killen. Wir können das Klima so verändern, dass es uns killt). Zertifikat („etwas, das sicher macht“). Vielleicht hört die Kommission dieses Jahr auf meinen Vorschlag – mein Favorit für 2009: Abwrackprämie.
Prämie – ja, die Prämie des Verrats, der Judaslohn. Ich könnte das nicht. Heute nicht, weil mein Auto noch nicht alt ist. Aber auch früher… Mein Auto verschrotten? Das mich brav und willig überall hin begleitet hat? Das auf der Strasse treu wartet, bis sein Herr sich ihm wieder anvertraut? Nicht für 30 Silberlinge und nicht für 2500€. Natürlich gibt es auch handfeste Argumente gegen diese Prämie. Zum Beispiel gibt es keinen Gebrauchtwagenmarkt mehr für wirklich billige Autos. Wäre ich heute noch Student, ich wäre sauer auf diese merkwürdige Umverteilung. Damit sich jetzt jemand billiger ein neues kleines Auto kaufen kann, muß jemand anderes ein paar tausend Euro mehr für sein neues gebrauchtes hinlegen. Diese gräßliche Wegwerfmentalität ist mir zuwider. Nun gut, die Luft sollte sich verbessern. Aber das hätte man auch erreichen können, indem man eine Aufbrezelprämie für Fahrräder oder solargetriebene Fahrzeuge bezahlt hätte. Und die Menschen in ärmeren Ländern schauen uns fassungslos dabei zu, wie wir Autos, die sogar noch TÜV haben, einfach einstampfen, anstatt sie wenigstens ihnen zu geben.
Und die ganze Aufregung nur für ein Mißverständnis? Es ging doch nur um Geblödel in der Bundestagskantine. Frau Merkel wollte die Berliner Philharmoniker einmal nackt sehen. Und es wurde darüber diskutiert, wieviel man dafür wohl hinblättern müsste. Nun, und diese Summe nannte man
Ab-Frack-Prämie
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