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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Donnerstag 5. November 2009

 

Schnipsel: Unterschicht und Menschenrecht

Gerade zufällig in SternTV gehört: Gunter Jauch fragt eine Frau, die gerade erzählt, daß sie mit ihren Kindern als Hartz IV-Empfängerin ganz gut über die Runden kommt, wie es sich denn anfühle, zur Unterschicht zu gehören. Entweder offenbart das eine schrecklich materialistische Denkungsart des Herrn Jauch oder aber ich gehöre mit meinem höchstpersönlichen Schichtenmodell nicht mehr zum Mainstream. Seit wann hat es was mit dem Einkommen zu tun, welcher Schicht man angehört? Als Student hatte ich eine gewisse Zeit meines Lebens wirklich wenig Geld zur Verfügung, trotz großzügiger Unterstützung von zuhause. War ich da Unterschicht? Ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl.

Nun mischt sich eine blonde Dame ins Gespräch ein (ich schaue immer noch SternTV). Sie sagt, Hartz IV sei menschenunwürdig und müßte stark erhöht werden. Die mehrfache Mutter, die gerade vorgerechnet habe, mit ihren Kindern über die Runden zu kommen, habe vermutlich übersehen, daß sie Rücklagen bilden müsse, falls die Waschmaschine kaputtgeht oder so. Oh mein Gott. Wenn die Waschmaschine kaputtgeht und kein Geld da ist, wird es Zeit für Ebay. Gebraucht kostet eine Waschmaschine aber nur einen absolut überschaubaren Betrag. Und wenn sich ein Hartz IV-Empfänger schon so dauerhaft auf diese Situation eingerichtet hat, daß er Rücklagen bildet und sich auf ein ganzes Leben als Hartz IV-Empfänger einstellt, dann wird das Problem nicht durch Erhöhung der Hartz IV-Sätze beseitigt. Hier soll nicht einem ungezügelten Sozialdarwinismus applaudiert werden, aber (ich schaue immer noch SternTV) inzwischen trat ein Mann auf, Anfang 30, der sagte, er fände Hartz IV zu wenig und er finde halt keine Arbeit, jedenfalls keine, die ihm Spaß mache. Und Arbeit, die keinen Spaß mache, sei menschenunwürdig. Schönes Beispiel für Fremdschämen – Menschenwürde in der Spaßgesellschaft.

Ich schalte also den Fernseher aus und angle mir die Süddeutsche Zeitung. Da steht, es verstoße gegen die Religionsfreiheit, also gegen das Menschenrecht, wenn in Klassenzimmern Kruzifixe hingen. Zumindest sehe es der Europäische Gerichtshof so. Inwiefern meine Religionsfreiheit betroffen ist, wenn ich Kruzifixe sehe, Pagoden, Moscheen, Kirchen etc. ist mir nicht klar. Das Abhängen der Kruzifixe betrifft doch nur die Freiheit derer, die es gerne da hängen hätten. Und wenn für ein paar Schüler ein kleiner Hindugott aufgestellt wird oder an den Türen Mesusot angebracht werden, dann fände ich das in den Klasszimmern meiner Kinder eher wünschenswert. Respekt vor anderen Religionen drückt man doch nicht dadurch aus, daß man sie totschweigt?

Aber was rede ich, 1995 war zu dem Thema schon ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts gefällt worden, das ich nicht begreife. Ich bin also gar keine Schicht, sondern

einfach nur Minderheit.

 

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