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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Freitag 6. August 2010

Ha, welche Lust, Minister zu sein und ein Portefeuille zu tragen
Franz Graf v. Pocci

 

Kasperltheater

Das heutige Thema ist keine Anspielung auf unsere Politiker. Ausnahmsweise richtet sich der Blick schreckgeweitet ins Ausland, genauer gesagt nach Großbritannien, noch genauer nach Portsmouth. Dem immer wieder lesenswerten Blog von Aranita (Verbotswahn.de) entnehme ich folgende unglaubliche Geschichte:

In Deutschland sind es Kasperl und Gretel, in England Punch und Judy, die in Kasperletheatern die Kinder erheitern. Während in Deutschland Kasperl meistens das Krokodil verhaut, geht in England Punch (übersetzt »Schlag«) mit seinem Stock, der traditionell so groß ist wie er selbst, auf Judy und andere Charaktere los.

Bereits im Jahre 1999 haben die Behörden darüber nachgedacht, diese »Verherrlichung der häuslichen Gewalt« der heutigen Zeit anzupassen – passiert ist damals allerdings noch nichts. Jetzt scheinen die Engländer reif zu sein, dass eine 300 Jahre alte Tradition abgeschafft wird. Die Behörden der Touristen- und Hafenstadt Portsmouth haben nun den Betreiber eines Kasperltheaters aufgefordert, sein Programm zu ändern. Man könne Kindern diese »Gewalt« nicht zumuten.

Graf Pocci, der Vater des legendären Kasperl Larifari, würde sich im Grab rumdrehen. Der Kasperl haut bei uns die Gretel nicht, nur den Räuber oder das Krokodil, aber als gewaltlos würde ich auch unseren Kasperl nicht beschreiben. Man kann ihm durchaus vorwerfen, daß er mit seiner Pritschn schnell bei der Hand ist und nicht einmal ansatzweise bewährte Konfliktvermeidungsstrategien oder Mediation versucht. Aber, Hand auf’s Herz, wer sollte denn da noch in ein Kasperltheater gehen, wenn man dort ein vergnügliches Stück namens „Resozialisierung und gewaltlose Schlichtung am Beispiel des im Prekariat aufgewachsenen und sozial benachteiligten H.“ sehen kann, nach Absetzung der Originalversion von „Kasperl Larifari und der Räuber Hotzenplotz“.

Es ist einem Außenstehenden vielleicht auch nicht zu vermitteln, wieso es komisch sein soll, wenn der Kasperl die Gretel haut, aber ein Außenstehender sollte sich einer ihm fremden Kultur ja auch eher vorsichtig und behutsam nähern. Die Kasperltheater-Zielgruppe, die Kinder nämlich, sind sehr vergnügt im Kasperltheater, brüllen sich die Seele aus dem Leib (Seid Ihr alle da? JAAAA!) und streiten meßbar weniger nach dem Theaterbesuch.

Also, hinfort Ihr blutleeren Kreaturen, Ihr Pharisäer und gelangweilten Hyperpädagogen, Finger weg vom Kasperl, zurück in Eure Bibliotheken und Elfenbeintürme und die Tempel der politschen Korrektheit. Sonst möge Euch das Krokodil fressen und wenn der Kaperl mit der Pritschn ausholt um Euch zu retten soll sich das Krokodil bitte

auf das Tierschutzgesetz berufen.

Bildquelle: Lustige Gesellschaft von Franz Grf. v. Pocci

 

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