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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Donnerstag 2. Februar 2012

Qualität bedeutet, daß der Kunde und nicht die Ware zurückkommt.
Hermann Tietz (Gründer des Hertie)

 

Wulffitäten und echte Skandale

Der Skandal Wulff hört nicht auf. Er hat kein Ende. Er hat das gemeinsam mit dem Limes von 1 durch n für n gegen unendlich. Der erreicht sein Ende auch nie und wird dabei ebenfalls beliebig klein. Winzig. Unbedeutender als unbedeutend. Aber er hört nicht auf, wie gesagt, immerhin.

n steht hier sowohl für die Zeit, die verstreicht, als auch für die Anzahl der Meldungen. Die neueste Meldung: Die Wulffs haben ein spezielles Auto gekriegt und das für wenig Geld. Nachzulesen aktuell im Spiegel online, um das Auto ging es bereits im Januar schon mal. Die Wulffs haben ein (hässliches) 30.000-Euro-Auto für 850 Euro im Monat, was einen gewissen Seltenheitswert hat und jemand hat ihnen ein Bobbycar geschenkt. Das ist ja … das ist was? Ach so, klar, EIN SKANDAL.

Was genau ist der Skandal? Daß unser Bundespräsident bzw. seine Frau in Berlin einen SUV fahren? Will sagen, nicht im Gelände? Aber das trifft auf 95% der SUVs  zu und allmählich lohnt es sich nicht mehr, sich darüber aufzuregen. Vernünftig in Berlin wäre es, ein feuerfestes Auto zu haben, aber das kann wohl kaum unter der Überschrift Wulff firmieren, das ist ein anderer Skandal.

Wieso genau soll Audi dem Bundespräsidenten nicht ein Auto schenken? Das war ja auch nur ein Q3, der kleine Bruder des Q5. Und das noch nicht mal geschenkt, die Wulffs haben es grad mal 20 % billiger gekriegt. Ich fände es akzeptabel, wenn die ihm einen Maybach geschenkt hätten. Unser Bundespräsident soll nicht in einem Dacia rumfahren.

Vorteilsnahme? Nun, Wulff ist dem VW-Konzern schon immer gewogen gewesen. Das Porschedesaster hat er vermutlich allein zu verantworten. Glaubt irgendwer, daß er sich dazu von einem geschenkten Bobbycar oder einem Q3 beeinflussen ließe? Über die Einflussnahme gegen Porsche ist die Aufregung verhalten gewesen, es hat Herrn Wulff nicht gehindert, gewählt zu werden. Seit er Präsident ist, kann er für die Autoindustrie ohnehin nicht mehr so viel tun.

Und genau das ist ja der Skandal. Schauen wir uns doch mal in England um. Auf vielen Produkten ist ein Siegel „By Appointment to Her Majesty Queen Elizabeth II“, das so genannte royal warrant, die königliche Ermächtigung. Genauer:

Dieses Siegel gibt es mindestens seit 1155. Der damals zuständige englische König war Heinrich II. Heute gibt es diese Siegel für die Lieferanten der Queen, des Duke of Edinburgh und des Prinz of Wales. Das Siegel der  Queen Mom ist mir noch vertraut, aber das lief aus, fünf Jahre nach ihrem Tod, also 2007. Ein schwerer wirtschaftlicher Schlag für bestimmte Gindestillen und Tabakfirmen. 850 Firmen teilen sich die Siegel auf etwa 1100 Produkten.

Was gibt es dazu bei uns? Na klar, Develey. Tut mir leid, Frau Hendlmaier, aber Develey ist nun mal der ehemalige bayerische Hoflieferant für Senf. Steht auf jedem Glas. Bei Autos sind wir in Bayern wieder auf uns gestellt, keine königliches Vorbild. Die Monarchie wurde eben leider doch viel zu früh abgeschafft.

Bezahlt die Queen die Sachen, die sie geliefert kriegt? Will das irgendwer wissen? Glaubt irgendwer, die Queen erlaubt irgendeinem Quatschfabrikanten zu behaupten, sie kaufe bei ihm ein, wenn er Müll produziert, nur weil sie es dort möglicherweise geschenkt kriegt? Vermutlich kann man dieses Siegel nicht für viel Geld kaufen. Ganz einfach.

Was das mit Wulff zu tun hat? Nun ganz einfach: Ich kaufe mir keinen Audi, nur weil die Wulffs einen haben. Ich würde mir auch keinen Audi kaufen, weil die Köhlers einen hatten. Aber ich werde das Gefühl nicht los, nicht nur ich, viele kaufen keinen Audi, weil die Wulffs einen haben. Das sagt genug über den derzeitigen Bundespräsidenten und daran ändern die täglichen neuen Berichte und Skandälchen nichts mehr.

Und das ist vermutlich der Kern des Problems.

 

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