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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Mittwoch 4. Mai 2011

Sie sagen immer, man solle nicht in einen oberflächlichen Anti- Amerikanismus abgleiten. Meiner ist aber gar nicht oberflächlich.
Volker Pispers

 

Nachruf auf Osama bin Laden?

Osama bin Laden ist tot. „Killed in action“ meldete eine amerikanische Spezialtruppe, die „Navy Seals“. Osama bin Laden, Staatsfeind Nr. 1 der Vereinigten Staaten. Ein Terrorist. Jeder, der heute erwachsen ist, hat dieses Bild brennender Hochhäuser vor Augen. Menschen, die in den Tod fielen, da sie nicht verbrennen wollten. Feuerwehrleute, die ihr Leben riskierten, um zu helfen. Ist das wirklich schon knapp 10 Jahre her? Ich bin die Bilder nicht mehr losgeworden.

Dieser Mann, mit den merkwürdigen Augen, dem traurigen Blick. Über den seine Schulfreunde noch heute gut reden. Der viele hundert Millionen Dollar besaß, aber an einem Leben in niemals endendem Luxus nicht ausreichend interessiert war. Der zum vieltausendfachen Mörder wurde. Ich hätte eine Menge Fragen an ihn gehabt. Vielleicht war er auch nur ein Psychopath. Nun aber waren die Navy Seals mit Hubschraubern zu einer Villa in Pakistan geflogen. Dort hatte sich Osama bin Laden schon seit längerem versteckt gehalten, was nicht einmal so wenig Menschen wußten. Vierzig Minuten Schießerei, dann war er mit einigen anderen Personen, die sich in der Villa aufhielten, tot.

Jay Carney, Pressesprecher des amerikanischen Präsidenten, meldete – aus Versehen? – daß Osama bin Laden unbewaffnet war. Dies nährt den Verdacht, daß niemals geplant war, die „Zielperson“ zu entführen, um sie vor ein Gericht zu stellen. Nein, das war ein Erschießungskommando. Wenn der Westen so ein Kommando entsendet, nennt man das „Spezialtruppe“ oder „Eliteeinheit“. Schicken es die anderen, spricht man von „Todesschwadronen“ oder „Terroranschlag“.

Also, klare Sache, das war Mord. Andererseits, was war die Alternative? Den Mann nach Guantanamo verschleppen? Oder in die Staaten, wo ihm ein Anwalt zur Seite gestanden hätte, dem sicher aufgefallen wäre, daß niemand dem Delinquenten bei der Verhaftung seine Rechte vorgelesen hatte. Vielleicht wäre er aus dem Gefängnis freigekommen. Vielleicht hätte man ihn aus Versehen in einen Staat verschleppt, wo es keine Todesstrafe gibt. Unerträgliche Vorstellung für diejenigen Amerikaner, die vor 10 Jahren Rache geschworen hatten. Wird der amerikanische Rechtsstaat angegriffen, ist der Rechtsstaat an sich nicht der Aspekt mit der höchsten Priorität.

Ich billige diesen Mord nicht. Ich verstehe aber, wie es dazu kommen konnte, vielleicht musste, und halte mich mit Kritik zurück. Es ist zu billig, hier nur mit abstrakter Moral zu argumentieren. Ich werfe den Amerikanern nicht einmal vor, sich über den Tod Osama bin Ladens zu freuen, denn viele haben jemanden bei den Anschlägen 2001 verloren. Ich nicht – noch ein Grund, nicht große Worte zu machen. Was mich aber stört, ist das Hurra-Geschrei.

Der Tod eines Menschen sollte niemals Anlaß zum Feiern sein. Ich erinnere mich auch an die Propagandabilder von 2001, diese hysterischen Palestinenserinnen, die den erfolgreichen Terroranschlag bejubelten. Diese Bilder wurden immer und immer wieder ausgestrahlt, viele waren es nicht, und niemand war interessiert an den Bildern von Moslems in der ganzen Welt, die bestürzt waren darüber, was im Namen ihrer Religion passiert war. Und dann denke ich an die üble Schlagzeile in der TAZ: „Ladenschluß“ – häßlicher unnötiger Zynismus.

Schon wieder in Vergessenheit ist geraten, daß am Tag vorher, am 1. Mai, bei einem Luftangriff auf eine Villa in Libyen, wieder ein Sohn von Muammar al-Gaddafi getötet worden war. Saif al-Arab al-Gaddafi war 29 Jahre alt. Der war nicht einmal gemeint, der Anschlag der NATO galt seinem Vater, an dessen Händen sicher auch viel Blut klebt. Anschlag? Das sollte Luftschlag heißen. Anschlag nennt man Angriffe der anderen.

Gleichzeitig landete übrigens Robert Mugabe, der Diktator von Simbabwe in Rom. Er wurde nicht erschossen, nicht mal verhaftet. Angesichts der Aussage Präsident Obamas „Justice has been done“ werde ich sehr nachdenklich. Wenn nun deutsche Politiker ausgerechnet der sogenannten christlichen Parteien feiern, dann ist das mindestens

bedenklich und geschmacklos.

Bildquelle: Offizielles US-Fahndungsplakat (Ausschnitt)

 

2 Kommentare zu “Nachruf auf Osama bin Laden?”

  1. Tobias B. sagt:

    Ich kann mich deiner Meinung leider nur anschließen. Nicht leider wegen dem anschließen, sondern das solche Worte keinem gehobenen Politiker der „Westlichen, also natürlich zivilisierten“ Länder über die Lippen kommt.
    Das Spiel mit „Gut und Böse“ mutet mir in diesen Sachen wie ein Spiel mit dem Feuer an.

  2. Sabine sagt:

    Saif Al Arab Al-Gaddafi, jener 29-Jährige, lebt noch, nach wie vor! Das war ein anderer Sohn, der starb! Saif ist ein ganz bösartiger Dreckfink, arrogant und überheblich und ausgesprochen gewalttätig, wie sein Vater! Etwas ungenau mal eben, dieser Bericht! Auch über OBL, denn die Geschichte war anders, aber nicht viele kennen die Wahrheit, weil die absolute, weltweite Verschwiegenheit von vielen Regierungen über dem Ganzen liegt! Aber es kommt schon noch raus, wie’s war! Es ist bald soweit…

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