Melancholischer Abschied
Morgen ist Aschermittwoch. Für manch einen mag das Grund zur Melancholie sein, aber ich bin kein Rheinländer und wenn ich mir die Ballsaison in München ansehe, brauche ich keinen Aschermittwoch, um melancholisch zu werden. Nein, es geht um etwas ganz anderes: Diese Melancholie hat mir eine Firma eingebrockt, genauer die Firma Maurer Söhne, die im Münchener Norden am Frankfurter Ring zu finden ist. Viele Münchener kennen die Firma. Jeder Oktoberfestbesucher war schon in Kontakt mit Produkten dieser Firma. Die „Wilde Maus“ zum Beispiel haben Maurer Söhne entworfen und gebaut.
Diesen Winter gab es eine neue Attraktion zu bestaunen: Der Welt größtes mobiles Riesenrad wurde hier gebaut. Wunderschön sah es aus, wie ein Raumschiff, das bei uns gelandet ist. Ohne Vergleich mit anderen Attraktionen sah man ihm nicht an, ob es nun das größte Riesenrad war oder einfach nur riesengroß. Dennoch, nahezu alle, die häufig im Münchener Norden unterwegs waren, wünschten sich insgeheim, dieses wahrzeichenhafte filigrane Kunstwerk möge uns erhalten bleiben. Dieser Wunsch wird nicht erfüllt, der Abbau ist seit ein paar Tagen nicht zu übersehen, es steht nur noch die Nabe und die Stützen des Rades.
Jetzt, wo es nicht mehr da ist, hoffen wir auf einen baldigen Neuauftrag für Maurer Söhne, die mehr können als „nur“ Riesenräder und Volksfestattraktionen. Wir Anlieger verzeihen dann auch immer wieder die Vollsperrung des Frankfurter Rings, wenn die Kunstwerke der Firma abtransportiert werden. Was aber diesmal bleibt, ist ein Rätsel, dessen Lösung schwieriger war, als ich dachte: Was war das Besondere an diesem Riesenrad? Die schiere Größe kann es mangels Vergleich nicht gewesen sein. Jetzt weiß ich es, wenn ich meine Handyphotos anschaue: Die Glühbirnen! Sie sind beim Testaufbau nicht farbig, sondern weiß, was dem Ganzen ein edles Aussehen verleiht.
Und schon schweifen die Gedanken ab zu Winckelmann, der beim Anblick der weißen antiken Statuen von Ehrfurcht ergriffen wurde, nicht wissend, daß die im Altertum durchaus bunt angemalt waren, und so 1756 zu seinem berühmten Ausspruch mit der „edlen Einfalt und stillen Größe“ gebracht wurde. Womit wir bei der Größe wieder zurück beim Riesenrad sind:
Gute Reise, wo auch immer Du wieder aufgebaut werden wirst!
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Mittwoch 13. Februar 2013 um 08:29
> Gute Reise, wo auch immer Du wieder aufgebaut werden wirst!
Nach einem Bericht der SZ geht’s – Überraschung – nach Mexiko. Wo man sich natürlich unweigerlich fragt, woher das Geld hierfür gekommen sein mag.
Aber zweifellos: wunderbares Teil. Im Kontext unserer drögen Gewerbegebietsarchitektur wirkte es wie eine riesenhafte, geheimnisvolle Skulptur.