Tag des Mannes
Heute ist Tag des Mannes. Auf Czyslansky, wo es bekanntlich einen gewissen Männerüberschuss gibt, ist das Anlass, alle zu Wort kommen zu lassen. Mein Beitrag ist dort auch zu lesen, ebenso wie hier.
Heute ist also Tag des Mannes – „endlich!“ ist man versucht auszurufen, und doch, irgendetwas stimmt nicht. Wie schlimm steht es um die Männer, wenn es so was gibt? Noch kürzer, frei nach Gerhart Polt: „Braucht’s des?“
Das waren vielleicht die falschen Fragen. Wer braucht das, ist richtiger, und das merkt man schon daran, dass es drei Männertage gibt, schließlich sind nicht alle Männer gleich:
- den Weltmännertag
- den Internationalen Männertag
- den Vatertag
Der Weltmännertag wird am 3. November gefeiert. Er richtet sich nicht an Weltmänner, sondern an alle Männer der Welt. Seine Tradition ist noch jung, er geht erst auf Mikhail Gorbatschow zurück. Der Internationale Männertag wird heute am 19.11. gefeiert. Er ist noch jünger und wurde erst 1999 eingeführt, in Trinidad. Der heimliche Favorit ist also der Vatertag, er beginnt jährlich an Christi Himmelfahrt und endet schauerlich. Meistens.
Wann ist ein Mann ein Mann?
Diese Frage stellt sich nicht einmal im Jahr, sondern dauernd. Herbert Grönemeyer sucht auch nach einer Antwort, aber was er findet, erklärt nichts.
Männer nehmen in den Arm
Männer geben Geborgenheit
Männer weinen heimlich
Männer brauchen viel Zärtlichkeit
Was noch folgt, ist auch nicht aussagekräftiger, etwa „Männer haben Füße und Zähne und sie leben auf dem Planeten Erde, meistens“. Viele Männer nehmen auch lieber auf den Arm statt in den Arm. Viele Frauen auch.
Stereotype und Klischees helfen nicht weiter, besaufen kann sich eine Frau auch, Prügeleien wie Aufsichtsratsposten sind zwar nicht gleich verteilt, aber die Frauenquote steigt. Bei beiden. Ich kenne mindestens eine Frau, die gut einparken kann (und einige Männer, die das nicht können), also, was macht den Mann aus? Ein Mann ist ein Mann, wenn er nicht drüber nachzudenken braucht, wieso er einer ist? Weil er es weiß?
Baumärkte
Frauen und Männer sind verschieden, es gibt größte Unterschiede, die auch eine Große Koalition nicht mit Gesetzen planieren wird. Das Einkaufsverhalten ist einer davon. Baumärkte: Männer. Schuhgeschäfte: Frauen. Ist einfach so. Selbst der ungeschickteste und handwerklich unbegabteste Mann mag Baumärkte, irgendwie. Frauen sehen das oft nicht so. Sie kennen das beglückende: „Ich will ein bestimmtes Teil, ich gehe in den Laden und hole es mir, eine Bratwurst dazu wenn Zeit ist und dann nix wie raus“-Gefühl nicht. Männer halten dafür das Wort „Shoppingerlebnis“ für einen Scherz. Britta Beeger hat diesen Unterschied unfreiwillig bewiesen. In der FAZ schrieb sie, was sie alles an Baumärkten anders machen würde.
Sehr komisch, war nicht als Satire gedacht, aber deutlichst die Feder einer Frau. Sie würde Segways hinstellen, dann macht es mehr Spass, zwischen den Regalen rumzuflitzen. Auch wenn ich Spielzeug gegenüber nicht abgeneigt bin, so möchte ich doch nicht ausprobieren, was passiert, wenn man mit einem Segway einen typischen gefüllten Baumarkt-Einkaufswagen schiebt. Auch schlägt sie vor, anstatt Würsteln Sushi o.ä. anzubieten. Nichts gegen Sushi, aber Sushi im Baumarkt? Das ist wie Spielautomaten in der Kirche oder Starkbieranstich im Frauenbuchladen oder Flugreisen zum Weltklimagipfel.
Big Data
Einigen wir uns: Über Männer als ganzes nachzudenken ist genau so bescheuert wie über Frauen pauschale Urteile zu fällen. Wer so denkt, kann ja gleich mit Quotenregelungen kommen oder zur Erreichung von Chancengleichheit die Männer solange ausbremsen, bis die Frauen ihre Quoten erfüllt haben. Natürlich ist es chique, im Zeichen von Big Data sich nicht mehr für Individuen zu interessieren, sondern alle Menschen anhand objektiver Merkmale in Klassen einzuordnen. Es gibt dann eben arm und reich, farbig und weiß, südländisch und eurowürdig oder eben Frau und Mann. Und weil mich das Thema nervt, denke ich lieber nach, woher wohl das Wort Penis kommt. Den haben nur Männer. Obwohl …
Etymologie
Woher also kommt das Wort wohl? Sicher aus dem Lateinischen. Vielleicht von pensare. Das heißt „denken“, aber auch „vergleichen“. Klingt nach einer guten Fährte, führt aber in die Irre.
Was ist mit dem pensum? Das ist die Aufgabe. Eigentlich eher das, was einem vorgezählt wurde, also eine sehr direkte Aufgabe, und unser deutsches Pensum bedeutet immer noch das selbe. Aber das kommt von pendere, und das heißt nicht nur zählen (was hier nicht weiterhilft), sondern auch hängen. Klingt nach einer guten Fährte, führt aber in die Irre. Ebenso wie das pendulum, das pendelt auch nur, was es kann, weil es ebenfalls hängt.
Peniculus? Die Bürste, der Schwamm, also wenn sich erst einmal der Schwamm auf der Bürste eingenistet hat … nein. Klingt nach einer falschen Fährte, führt nirgendwo hin.
Penibel? Ist ja nicht mal Latein, sondern Französisch, sonst wäre es leichter verständlich pönabel. Kommt von poena, also der Strafe, und poenis ist zwar Dativ Plural und klingt nahe dran, aber hilft wie ein Heizlüfter in Qatar.
Vielleicht sollten wir uns dem Menschen widmen, der wahrnimmt, daß er so ein Körperteil hat: Dem Pennäler. Das klingt gut – daher kommt es sicher. Da sind wir nahe am englischen pencil, und der internationale Schriftstellerverband heißt nicht nur PEN, er hat wohl auch einen Männerüberschuß. Das schließen wir aus der Tatsache, dass es zahlreiche P.E.N.-Komitees gibt, das Translation and Linguistic Rights Committee, das Writers for Peace Committee, das Writers in Prison Committee, das Exile Network und, last but not least, das Women Writers’ Committee. Ein Men Writer’s Committee gibt es nicht, q.e.d., Komitees gibt es nur für Minderheiten oder special interest groups.
Wir haben es also gefunden, die wahre Etymologie, auch wenn die Spaßbremsen immer penetranter werden und eindringlich darauf bestehen, daß die Pennäler von der Feder „penna“ kommen und fordern, ich solle endlich auch das Wort penetrare untersuchen. Daher kommt die Penetranz, und da Transen bekanntlich „so etwas“ auch haben,
wird das fast wieder sinnvoll.