Burn after Reading
Nach Kenntnisnahme vernichten, das hört sich nach Geheimdienst an. Der deutsche Titel „Wer verbrennt sich hier die Finger“ ist wieder einmal ein Beispiel dafür, dass es offensichtlich manchmal nicht leicht ist, Filmtitel zu übersetzen, wie gut, dass „Burn after Reading“ immer noch darübersteht. Geheimdienst also – und siehe da, in diesem Milieu spielt ein Film, der völlig abstrus ist. Totaler Blödsinn. Abwegig. Surrealistisch. Und genial! Das verwundert nun nicht wirklich, schaut man, von wem der Film ist: Ethan und Joel Coen. Ich kann mich nicht erinnern, von denen etwas schlechtes gesehen zu haben. (Ein (un)möglicher Härtefall! No Country for Old Men!! Fargo!!! The Big Lebowski!!!!).
Und dann die Entstehungsgeschichte… Angeblich kam den Coens die Idee, als sie sich mögliche Rollen für ihre Lieblingsschauspieler Frances McDormand, George Clooney und Richard Jenkins ausdachten. Wobei „Lieblingsschauspieler“ bei Frances McDormand vielleicht ein bisserl untertrieben ist, sie ist mit Joel Coen verheiratet. Schon klar, wer sie ist? Die Polizistin aus Fargo, die so harmlos schauen kann. Und dann George Clooney als „Harry Pfarrer“, eine Variation des Miles Massey aus dem „Härtefall“-Film, ein eitler, sexbesessener Unsympath, der nur deshalb positiv wirkt, weil er eben doch George Clooney ist, die Reinkarnation von Omar Sharif.
Keine Überraschung hingegen ist John Malkovich. Von dem weiß man, dass er ein genialer Schauspieler ist. Und von seiner Vorliebe für schräge Rollen weiss man ebenfalls nicht erst seit dem Film „Being John Malkovich“. Er ist auch, wie immer, prima synchronisiert. Diese Stimme teilt er mit Billy Crystal, James Belushi, Jeff Bridges, Mel Gibson, um nur einige zu nennen.
Erstaunlicher ist da schon der Mut von Brad Pitt, einen infantilen Fitnesstrainer mit Strähnchen im Haar(!) zu spielen. Manche Kritiker schreiben, er habe übertrieben, aber das zeigt vermutlich nur, wie selten Filmkritiker in Fitness-Studios gehen.
Unheimlich gut auch Tilda Swinton. Wer? Sie war zum Beispiel der Erzengel Gabriel in „Constantine“ mit Keanu Reeves, oder die „weiße Hexe Jadis“ in den Chroniken von Narnia. Hier ist sie auf einmal eine „echte Frau“. Dass sie so ein außergewöhnliches Gesicht hat, ist hier egal, sie ist einfach die gefühlskalte amerikanische Ehefrau, so echt, so überzeugend, dass man kaum glaubt, dass sich das noch steigern könnte, aber dann kommt erst noch die Szene, in der man ihr bei ihrer Arbeit als Kinderärztin zuschauen kann – armes Kind!
Armer Ehemann. Arbeitet für die CIA, wird älter, wird ausgebootet, die Rede ist von einem Alkoholproblem. Stimmt das? Keine Ahnung, vermutlich, aber das behindert die Karriere in der CIA doch normalerweise nicht. Ein Fitnesstrainer kommt in den Besitz möglicherweise brisanter Unterlagen. Der, dem sie gehören, läßt sich aber nicht einfach so erpressen, er hat ganz andere Sorgen, siehe oben. Die alternde Fitnesstrainerin träumt davon, einen Mann abzukriegen und denkt, das ginge nur mit einer Schönheitsoperation. Dabei bemerkt sie nicht, dass es einen Mann gibt, der sich stark für sie interessiert. Aber Operationen kosten Geld, viel Geld, und die Krankenversicherung weigert sich begreiflicherweise, ihren Traum zu erfüllen. Also hilft sie ihrem Kollegen, dem Möchtegernerpresser. Wenn die CIA die Daten nicht will, dann vielleicht die Russen. Ob die sie wollen oder nicht, spielt schon keine Rolle mehr, das Absurde nimmt seinen Lauf. Die erste Frage des Russen, als er die CD ausgehändigt bekommt: „PC oder Mac?“. Niemand fährt mehr Auto, ohne dass ihm jemand folgt, und ständig werden im Headquarter der CIA Berichte übermittelt. der Abteilungsleiter ist ein bisschen ratlos. „Wir wissen nicht, hinter was die alle her sind. Halten Sie mich auf dem Laufenden, wenn .. äh .. etwas läuft“.
Und wenn ich es zehnmal schon vorher wusste: Dieser Film war wieder einmal ein Meisterstück. Wieso wirft man den Coens vor, jedesmal gut zu sein, also nicht mehr zu überraschen? Das ist es doch, was jeder von diesen Genies wirklich haben will:
Göttliche Unterhaltung.
Bildquelle: FILMSTARTS.de
Trailer (sehenswert): www.burnafterreading-derfilm.de/.
Dienstag 23. März 2010 um 21:23
[…] obwohl er da schon wirklich gut ist. Aber richtig zur Hochform läuft er auf in Filmen wie “Burn after Reading“. Oder eben […]