Der Affenzahn
Verglichen mit dem Opel Manta ist ein Landrover Defender eher ein gemütliches Gefährt. Das liegt nicht nur an seiner Motorisierung, es liegt natürlich auch an seiner Straßenlage. Wer mit dem „Landy“ mit mehr als 80 km/h in die Kurve geht, hat einen Affenzahn drauf.
Affenzahn? Woher kommt das Wort „Affenzahn“? Das läßt sich ohne fremde Hilfe ergrübeln, lediglich ein Blick ins Internet zur Sicherheit… Der Affenzahn ist der Zahn, den man zulegt, um eine affenartige Geschwindigkeit an den Tag zu legen. Sozusagen ein Konglomerat aus zwei Metaphern. Die „affenartige Geschwindigkeit“ bedarf keiner weiteren Erklärung. Affen sind schnell, zumindest schneller als wir. Wegen ihrer langen Arme klettern sie eher behende als armiert und wer mit Kindern im Tierpark der Fütterung auf dem Affenfelsen zusieht, der benötigt hier keine weiteren Erklärungen.
Hier unterscheidet sich der geschwinde Affe von seinen metaphorischen Verwandten, dem Affen auf dem Schleifstein und dem „Klappe zu, Affe tot„-Affen. Zu beiden spuckt das Internet trotz beharrlichen Googlens nichts Brauchbares aus. Nicht nichts, aber nichts, was irgendwie befriedigt. Der Affe auf dem Schleifstein sitzt für mich dort, weil er zu faul ist, aufzustehen. Und was das für ihn bedeutet, sieht man am Pavian und seiner rückwärtigen geröteten Ansicht. Kein Wunder, daß diese Sitzart das genaue Gegenteil von bequem Sitzen ist. Oder, und darauf hätte ich gewettet, würde das Internet nicht so überhaupt keinen Anhaltspunkt ausspucken: Für mich klingt der Spruch nach einer typischen Verzierung von Schleifsteinen, beispielsweise einem Firmenlogo. Ich hätte gedacht, auf allen typischen Schleifsteinen seien Bilder eines verdrießlichen Affen gewesen. Aber was nützt eine schöne Theorie, wenn sie vermutlich falsch ist? Vielleichts ist es doch nur das Werbeäffchen des Scherenschleifers, das potentielle Kunden anlocken soll und sich dann dummerweise auf den Stein setzt, anstatt daneben.
Also Klappe zu zu dem Thema. Affe tot? Die Rückführung „Affe tot“ auf mhd. „Apening toe“ (Öffnung zu) klingt nach einer durchzechten Nacht am Germanistikum. Aber alles andere, was ich dazu gefunden habe, war eher schlimmer.
Der zugelegte Zahn hingegen ist trivial, auch wenn hier schon wieder ein Expertenstreit zu toben scheint. Für mich ganz klarer Sieger: Das Getriebe mit seinen Zahnrädern, wobei das antreibende Zahnrad gemeint ist, nicht das angetriebene. Eine 21-Gang-Schaltung am Fahrrad hat beide Sorten von Getriebe. Hat man nun 10 Zähne am Antriebsrad und wählt eines mit 11, so steigt bei gleicher Umdrehungszahl die Geschwindigkeit um 10% – man wird schneller, hat einen Zahn zugelegt. Die sägezahnartige Verstellmöglichkeit für die Kessel in der mittelalterlichen Küche spielt da für mich nur eine Außenseiterrolle, zumal da man sich diesen Spruch vor dem 18. Jahrhundert nur schwerlich vorstellen kann.
Wer sich hingegen einen steilen Zahn zulegt, der outet sich als Gammelfleisch. Gammelfleisch ist in diesem Zusammenhang dabei ein Ausdruck, der angeblich aus der Jugendsprache kommt und von gereiften Erwachsenen öffentlich als Jugendwort des Jahres gekürt wird, was wiederum ein Garant dafür ist, daß sich die „echten“ Jugendlichen totlachen. So ist es auch mit dem „steilen Zahn“, klar Jugendsprache, aber auch klar Sprache einer Jugend, die schon alt war, als ich jung war. „Steil“ war ziemlich genau das, was später „geil“ war. Steile Fete, steiles Motorrad, und eben steiler Zahn. Aber woher kommt der Zahn? Ganz gesichert ist auch hier die Etymologie nicht, zumindest wieder laut diverser Internetfundstellen. Da lohnt sich doch ein Verdacht, der schon beim „Guten Rutsch“ und beim „Hals- und Beinbruch“ hilfreich war. Zunächst unerklärliche Wörter stammen oft aus dem Jiddischen und haben damit meist hebräische Wurzeln. Auch hier wird man fündig, im „Handwörterbuch Kriminologie Band 1 Geb 2a“, veröffentlicht von Walter de Gruyter, ISBN 3110010038, 9783110010039 auf Seite 252:
Eieiei – ob meine Eltern das wußten?
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