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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Mittwoch 18. März 2009

Verschaff dir ein bißchen Stille zum Wohle deiner Seele. Lärm bringt nicht das Gute, das Gute macht keinen Lärm.
Johannes Paul I

 

Raserei

180px-feuermelderAm 26. Juli 2004 war es einem Mann zu viel. Jahrelanger Lärm seiner Nachbarn hatte ihn so verbittert, dass er sich ein Gewehr schnappte und wild um sich schoß. Teilweise durch geschlossene Türen. Die genaue Geschichte steht u.a. auf welt.de… Was für eine Aktion, drei Leute schoß der Mann an, einen lebensgefährlich. Dessen Vater entriss ihm das Gewehr und lief aus dem Haus. Dumme Idee, dort wurde er von einem Polizisten niedergeschossen. Der Täter war unterdessen  im Haus und immer noch wütend über den Lärm, so wütend, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus an einem Herzinfarkt starb. Angesichts der 150 Polizisten, die angerückt waren und der zwei Hubschrauber, die über dem Tatort kreisten, ist deutlich, dass der Mann sein Ziel verfehlte: Er wollte einfach nur Ruhe. Das verleiht der Angelegenheit eine komische Note, und man ist versucht, sich zu mokieren, sozusagen sich zu amokieren… Entschuldigung. Humor ist nicht immer angebracht.

Der Amokläufer war hier 66 Jahre alt. Vermutlich hörte er Heavy Metal-Musik und spielte gewaltverherrlichende Spiele an seinem Rechner, z.B. Counter-Strike? Oder hörte er doch eher „Volkstümliche Hitparade“ und konnte ohne Fernbedienung nichts mit Computern anfangen? Letzteres wäre schlecht für die Statistik, derer sich die Damen und Herren Politiker bei Amokläufern so reflexhaft bedienen…

Vermutlich war dieser Mann einfach ein weiterer Beweis dafür, dass Lärm einen Menschen zum durchdrehen bringen kann. Ich mußte vor einem Jahr meine schöne Wohnung aufgeben, nach zehn Jahren sehr angenehmen Wohnens. Unter meinem Schlafzimmerfenster hatte sich auf einmal eine Kneipe angesiedelt. Nach drei schlimmen Jahren war ich mürbe, eine Lösung mußte her. Nun  spiele ich gerne Ballerspiele am Computer, aber ich habe kein Gewehr in der Wohnung. Vielleicht ist das ganz gut so, wir sind einfach weggezogen aus der Stadt, es gab keinen Ausweg mehr.

Lärm und Gewehre sind übrigens näher verwandt, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Woher kommt das Wort? Es ist in der heutigen Bedeutung vielleicht 250 Jahre alt und kommt aus dem italienischen oder französischen, der Ruf „Zu den Waffen“, „all’arme“, daraus entstanden Alarm und Lärm. So gesehen hat es der rabiate Rentner vielleicht nur zu wörtlich genommen.

Dass Lärm mürbe macht, haben ein paar Menschen durchaus verstanden. In Barcelona wurde die Wirtin eines besonders lärmigen Lokals zu über fünf Jahren Haft verurteilt (nachzulesen z.B. im Standard). Lärm ist Folter, urteilten die Richter.

Bravo!

 

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