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Sonntag 14. Juni 2009

Ich schreibe dir einen langen Brief, weil ich keine Zeit habe, einen kurzen zu schreiben.
Johann Wolfgang von Goethe

 

Traritrara, die Post, naja

postWas es vor 20 Jahren noch auf die Titelseiten der Zeitungen gebracht hätte, geht heute unbemerkt unter: Die Deutsche Post, oder wie auch immer die jetzt heißt, prüft also, ob man nicht Briefe für eine flat rate anbieten könnte. Sensationelle Idee, genaueres steht in der Wirtschaftswoche. Angedacht seien 60 Euro.

Als realistische Jahresgebühr gelten 60 Euro. Unternehmen, die sehr viel versenden, zahlen entsprechend mehr. 

Nun, beim derzeitigen Porto von 0,55 € sind das 109 Briefe pro Jahr, rund alle drei Tage ein Brief. Soviel schreibe ich nicht. Soviel schreibt meine ganze Familie nicht. Aber, obwohl, wir könnten ja dann einen obligatorischen Weihnachtsrundbrief schreiben, wieder altmodisch, so auf Papier. Aber das kostet ja Unsummen für Tonerkartuschen, bis die Photos alle ausgedruckt sind – EMail ist billiger, selbst wenn das Porto umsonst ist.

Neue Geschäftsmodelle tun sich auf: Hartz-IV-Empfänger lassen sich als Ich-AG registrieren und beantragen 60 Euro Startinvestition. Richtig, die Jahresgebühr für eine Flatrate. Dann eröffnen sie einen „Mobilen Briefkasten“, d.h., sie nehmen Briefe entgegen mit tollem Rabatt, sagen wir 10 ct. Oder sie vergeben Sub-Flatrates für 30 Euro. Die kann man auch weiterverkaufen Das geht solange gut, bis alle Bürger im Besitz einer Flatrate sind und nur einer 60 Euro an die Post zahlt.

Das wird also vermutlich vertraglich ausgeschlossen, gewerbliche flat rates wird es kaum geben können. Nur, wie prüft die Post das? Muß man in Zukunft den Absender registrieren? Darf man privat einen Brief für einen Freund weiterschicken? Einen Freund, der gerade bei uns logiert etwa? Um das genauer zu kontrollieren, werden die Briefe hinkünftig gelesen. Wer das nicht will, soll eine premium flat rate abschließen. Da werden die Briefe nicht gelesen, es dürfen dafür aber nur 200 pro Jahr sein. Und es kostet 120 €? Das ist natürlich Quatsch. Aber ist die Postidee kein solcher?

„Unternehmen, die sehr viel versenden, zahlen entsprechend mehr“. Unternehmensflatrates werden immer am Ende eines Quartals ermittelt. Und dann wird rückwirkend eine passende flat rate ermittelt. Oder wie hat man sich das vorzustellen? Kurz: völlig unausgegorene Pläne. Reine Panik bei der Post, denn das Briefgeschäft geht flöten:

Das Briefvolumen gehe „Jahr für Jahr um zwei Prozent zurück“, sagte jüngst Brief-Vorstand Gerdes. Es sei wahrscheinlich, dass sich dieser Trend „sogar noch beschleunigt“. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres erwirtschaftete der Konzern im Briefgeschäft 150 Millionen Euro weniger operativen Gewinn als ein Jahr zuvor, der Umsatz sank um fünf Prozent. Hinzu kommt die Bedrohung aus dem Internet.

Ach, die kommt hinzu? Ist es nicht vielmehr so, daß sie längst da ist? Viele, die noch nicht mit dem Internet aufgewachsen sind, hatten früher ausgeprägte Briefkontakte. Heute ist die Briefpost weitgehend aus dem privaten Bereich verschwunden. Telephon war der erste Einbruch, Fax der zweite und EMail ist nun der Todesstoß gewesen. Was also kommt noch mit der Post? Rechnungen und Reklame, Reklame, Reklame. Da die Post nicht mehr staatlich ist, mangelt es dem Staat auch an Gestaltungsmöglichkeiten. In meiner gelegentlich herbeigeträumten Diktatur (natürlich mit mir als aufgeklärtem Diktator) kosten Werbebriefe viel mehr als private Briefe mit handgeschriebenem Umschlag. Und Massensendungen, die nach Postleitzahlen sortiert sind, werden nicht billiger, sondern umgekehrt werden sie einfach weggeworfen, wenn sie nicht sortiert sind. So.

Und wieder einmal was für die Umwelt getan.

 

Ein Kommentar zu “Traritrara, die Post, naja”

  1. SvB-Blog » Blogarchiv » DE-Mail sagt:

    (schon wieder Thema Post)

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