Letztes Jahr fand unter großer Anteilnahme der Netzöffentlichkeit zum Thema Netzneutralität eine Sitzung der Enquetekommission des Deutschen Bundestags statt. Was ich damals gesagt habe, will ich nicht aufwärmen, vielleicht nur die Zusammenfassung:
Eine allseits anerkannte und in sich widerspruchsfreie Definition von Netzneutralität existiert nicht.
Es handelt sich um eine Scheindiskussion, zu der es keinen aktuellen Bedarf gibt, und die höchstens von den tatsächlichen Zielen ablenkt.
Freiheit und Internet sind eng verknüpft. Zur Freiheit gehört auch weitestgehende Markttransparenz. Ein transparenter Markt funktioniert meistens und muß nicht reguliert werden.
Man kann zu Horst Seehofer stehen, wie man will, aber eines ist er sicher nicht: Ein stilsicherer Redner. Das ist auch nicht so einfach, wie es sich anhört. Will ich Chef der CSU sein? Nicht, daß mir dieser Posten angeboten worden wäre, aber abgelehnt hätte ich ihn gewiß.
Ein schönes Wort des Jahres wäre auch Axolotl gewesen. Alles wurde diskutiert. Wo beginnt die Inspiration, was ist einfach nur Abkupfern. Was ist der Unterschied zwischen einem Plagiat und einem Plugin? Ist ein Buch allein zu sehen? Wann ist ein Buch ein Buch? Reicht der Inhalt? Dann gäbe es Bücher, die nur auf Kindles oder anderen Lesegeräten leben. Braucht es Papier? Oder wird ein Buch erst durch die Person seines Schöpfers zum eigentlichen Buch?
Alles Unsinn? Wir erinnern uns – ein damals siebzehnjähriges Mädel, Helene Hegemann, schnappt sich einfach den Text eines mir unbekannten Bloggers namens Airen und macht ein Buch draus: „Axolotl Roadkill“. Bisserl ihren familiären Background genutzt und -schwupp- fertig war der Bestseller. Mit Ansage, denn mitten im Text steht es: Weiterlesen »
App war also das Wort des Jahres in den Vereinigten Staaten. Apps gab es zwar schon früher, aber inzwischen ist der Spruch „There’s an App for that“ dort ein geflügeltes Wort. Wenn es einen Himmel für Marketingspezialisten gibt, so hat der Erfinder des Wortes seine Apotheose schon hinter sich. „Apple“ und „Application“ in einem wirklich kurzen Wort zusammenzufassen und dann, wenige Marketingmilliarden später, ein Wort zu haben, das mehr Leute kennen als es Leute gibt, die es nicht kennen.
„App“ kam bei uns nicht einmal in die engere Wahl. Ein weiterer Kandidat hätte „Facebook“ sein können. Traumaktienkurse wie zu den besten Börsenblasenzeiten, und gleichzeitig kommt ein Film heraus über den Firmengründer. Hollywood! Mark Zuckerberg ist 26 Jahre alt und sein Leben wird verfilmt. Howard Hughes war 29 Jahre tot, als sein Leben verfilmt wurde. Allerdings bekam er Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle und Zuckerberg mußte sich mit Jesse Eisenberg begnügen. Wort des Jahres also? Nichts zu machen. Bei uns wurde Facebook hauptsächlich von Ministerin Aigner erwähnt, die sich mit großem Medientamtam in Facebook gelöscht hat. Eine Art digitale Selbstverbrennung, um die Konsumenten aufzurütteln. Es wäre ein wenig glaubwürdiger gewesen, wenn sie den Account nicht extra für diesen Zweck angelegt hätte.
Soeben höre ich, daß Frau Merkel eine grandiose Rede gehalten hat auf der Münchener Sicherheitskoferenz. Unter anderem sprach sie respektvoll über Social Media. Angesichts der Revolten in vielen arabischen Staaten ist vielen klar geworden, daß Twitter, Facebook etc. nicht nur unseren Teil der Welt verändern. Auch Frau Merkel, und sie jubelt:
Und dass man Facebook und Twitter überall auf der Welt hat, dass es zunehmend schwer wird, das zu sperren, ob es in China ist, in Ägypten, in Tunesien oder sonstwo auf der Welt, das ist auch ein kleines bisschen unser Verdienst.
Ich hyperventiliere etwas. Unser Verdienst? Weiterlesen »