SvB-Blog

Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Archiv für die 'Netzwelt' Kategorie

Unterbeschäftigung bei der EU?

Erstellt von svb am 26. November 2012

Hört man von EU-Kommissaren, deren Namen man eher selten hört, wenn überhaupt, im Zusammehang mit wie auch immer gearteten „Maßnahmen“, ist milde Panik nicht ganz unbegründet. Aktuell hört man von einer gewissen Neelie Kroes, sie denke über eine Meldepflicht von Cyber-Attacken für Unternehmen nach. „Ich bin ein großer Befürworter von Selbstregulierung, aber in diesem Fall fürchte ich, dass wir damit nicht weiterkommen“, sagte sie der Süddeutschen Zeitung.

Die Panik verstärkt sich, wenn man liest, daß die Dame 71 Jahre alt ist und für Cloud Computing zuständig. Dabei wollen wir hier keineswegs irgendeinem Jugendwahn erliegen, bewahre, ich selbst darf ja auch schon länger ins Kino, ohne die Altersfreigabe zu beachten. Aber bei Menschen, die deutlich älter sind als ich, nagt doch das Vorurteil an mir, daß sie wenig Ahnung haben von Netzen, Computern und eben auch „Hackern“. Es entspricht zumindest meiner Lebenserfahrung und zahlreichen Gegenbeispiele mögen mir bitte nicht böse sein. Frau Kroes hat darüber hinaus etwas zweifelhafte Ziele: Zur vereinfachten Kollaboration durch die Cloud fällt ihr neben Jubel auch ein (Quelle: Derselbe Artikel in der Süddeutschen):

Aber es ist auch ein Weckruf“, betont sie. „Denn natürlich können sich Unternehmen ihre Entwickler so auch in China und Indien suchen. Dazu dürfen wir es nicht kommen lassen.

Diesen merkwürdigen Eurochauvinismus ignorieren wir sicherheitshalber. Ebenso die Tatsache, daß sich, wenn man in ihren Statements das Wort „Cloud“ durch „Internet“ ersetzt, der Sinn nicht ändert. Weiterlesen »

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Mythos #11: Das Internet ist ein rechtsfreier Raum

Erstellt von svb am 23. Juli 2012

Ernsthaft? Werden nun viele denken. Ernsthaft? Darüber noch schreiben? Haben sich denn nicht zahlreiche Politiker lächerlich gemacht und jeder weiß, daß das Quatsch ist? Na klar ist das Quatsch. Es gibt nur einen rechtsfreien Raum und das ist der Straßenverkehr. Aber wie kommt das Internet zu diesem Ruf? Was steckt da genau dahinter?

Es lohnt sich, wie so oft, wieder einen Blick in die Geschichte zu werfen. Die ersten Netizens hießen noch DFÜler und waren allesamt kriminell. Ok, leicht übertrieben, aber streng nach Law and Order konnte man das Internet nicht aufbauen. Das ging schon mit den Modems los. Ein legales, also ein von der Deutschen Bundespost zugelassenes Modem war schier unbezahlbar und gleichzeitig nur mit Einschränkungen nutzbar. Ein Beispiel: Der T1000 von Telebit war der Traum aller Netzbürger. Er konnte Turbopep und UUCP-Spoofing und ließ damit die 19.600 Bit pro Sekunde weit hinter sich, was angesichts der saftigen Telephongebühren wichtig war. Er kostete 1.000 DM, ohne Zulassung. Mit Zulassung mehr als das dreifache, dafür handelte man sich jede Menge Probleme ein.

Ein Beispiel aus der Zulassungspraxis: Weiterlesen »

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Mythos #10: Niemand ist bereit, für Leistung im Internet zu bezahlen

Erstellt von svb am 16. Juli 2012

Dieser Mythos ist so einfach zu zerstören, daß sich dafür eigentlich kein eigenes Kapitel lohnt. Dennoch werden wir feststellen, daß es wirklich Unterschiede gibt zwischen der Welt im Internet und der Welt „draußen“, die man auch gelegentlich Realität nennt.

Es lohnt sich schon, einen Blick in die Geschichte des Internet zu werfen, um zu verstehen, wie „Netzkultur“ funktioniert. In den 80ern entstand etwas neues, etwas, das es vorher noch nie gegeben hatte. Ein Netz, das sich aus Idealismus speiste, das rein privat betrieben wurde. Das war noch nicht das Internet, das kam erst später zu uns, aber eben auch nicht BTX, das viel zu reglementiert und kontrolliert war und zu teuer.

Bei der sogenannten DFÜ-Szene (DFÜ: Datenfernübertragung) ging es zunächst über einzelne Mailboxcomputer. Man wählte sich per Modem ein und legte Dateien ab für andere oder holte sich etwas. „Saugen“ hieß Download damals auf deutsch. Weiterlesen »

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Mythos #9: Wenigstens hilft das Leistungsschutzrecht den Verlagen

Erstellt von svb am 12. Juli 2012

Dass das Leistungsschutzrecht in der vorliegenden Form weder gerechtfertigt noch unschädlich ist, wissen wir inzwischen. Nicht nur Bürgerrechtler, Piraten, Juristen und andere Internetaktivisten warnen vor den äußerst unschönen Nebenwirkungen eines solchen Gesetzes, das, sollte es denn kommen, das Internet verändern würde. Darüber kann auch die Beschränkung der Schutzgelderpressung auf „gewerbliche Nutzung“ auch nicht hinwegtäuschen. So wie es im Entwurf steht, ist man bereits gewerblich, wenn man einen Sponsorenlink auf der Seite hat oder Flattr einbindet. Oder wenn man sich auf einem Feld äußert, auf dem man selbst tätig ist, sei es als Geschäftsmann, als Journalist, als Sachverständiger. Sicher ist also nur der, dem man ansieht, daß er unprofessionell seinen Senf zugibt und kaum Leser hat.

Wechseln wir vielleicht dennoch den Blickwinkel. Nehmen wir an, wir sind die Verleger. Das Leistungsschutzrecht kommt. Wir trinken Champagner. Den ganzen Abend über. Am nächsten Morgen – wir sind noch verkatert – kommt unser SEO Manager zu uns ins Büro. Das ist der Mann, der dafür zuständig ist, daß unsere Seiten im Internet gefunden werden. Nachdem sich Google mit uns noch nicht über einen Einkaufspreis geeinigt hat, mußten sie uns wohl aus dem Newsangebot nehmen. So war das nicht geplant. Zwanzig Minuten später kommt der Mitarbeiter, der die Werbung auf unseren Onlineseiten koordiniert. Er sieht beunruhigt aus – die neuen IVW-Zahlen sind katastrophal (IVW=“Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern“).

Nach einer Stunde steht der Finanzchef bei uns auf der Matte. Weiterlesen »

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Mythos #8: Das Leistungsschutzrecht verhilft den Verlagen zu ihrem gerechten Anteil am Kuchen

Erstellt von svb am 9. Juli 2012

 

Es gibt einen Kuchen, jemand hat ihn gebacken, und nun will jemand anderes davon ein Stück haben, ein möglichst großes natürlich. Und ganz im Gegensatz zur Diskussion um geistiges Eigentum geht es hier um ganz konkrete Dinge. Kuchenstücke eben. Anteile an Geld.

Presse sieht heute so aus: Eine Zeitung bezahlt einen Reporter für die Beschaffung von Inhalten, oder, noch typischer, sie bezahlt einen Dienst mit der Lieferung von Texten, die mehr oder weniger bearbeitet ihren Weg in die Druck- und Online-Ausgaben finden.

Die Online-Ausgaben wiederum werden von Softwarerobotern durchforstet und ihrerseits von sogenannten Newsaggregatoren wie beispielsweise Google dem Publikum zur Verfügung gestellt. Alles sauber mit Quellenangabe – es soll nicht der Eindruck erweckt werden, Google würde die Texte erstellen.

Bis jetzt ist alles prima. Weiterlesen »

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