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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Mittwoch 20. Februar 2008

Lieber reich ins Heim als heim ins Reich.
anonym

 

Raus mit den Reichen

MonopolyDie Volksseele kocht: Die Reichen kriegen also den Hals nicht voll, wo doch die Armut in Deutschland täglich zunimmt. Das zumindest liest man überall. Ab und zu liest man auch, das sei vielleicht statistisch nicht ganz unbedenklich, es gibt Probleme mit der EU-Definition von Armut.

Das Statistische Bundesamt liefert Informationen (wir nehmen das Jahr 2004, das ist übersichtlich):

10,6 Millionen Menschen sind in Deutschland armutsgefährdet

Gemäß EU-Definition waren in Deutschland im Jahr 2004 13% aller Menschen armutsgefährdet, das sind 10,6 Millionen Menschen. Dabei beträgt das Äquivalenzeinkommen, das die Armutsgrenze von 60% des mittleren Einkommens darstellt, 856 Euro pro Monat. Eine allein lebende Person ist also unterhalb eines tatsächlich verfügbaren Einkommens von 856 Euro im Monat armutsgefährdet (856 Euro multipliziert mit Gewichtsfaktor 1). Eine Familie mit zwei Kindern ist armutsgefährdet, wenn sie weniger als 1.798 Euro monatlich zur Verfügung hat (856 Euro multipliziert mit Gewichtungsfaktor 2,1).

Wir wissen also: Die Anzahl aller Menschen, die hier betrachtet werden, ist 81.538.462, denn 13% davon sind genau die oben erwähnten 10.600.000 Menschen. Rechnen wir nun der Einfachheit halber, dass all diese Menschen im Schnitt 800 € monatlich haben. Viel weiter runter dürfte das nicht gehen, da greift bereits die Sozialhilfe und andere Formen der Unterstützung. Somit verdienen die Armen im Jahr also insgesamt 101.760.000.000 € – etwa 100 Milliarden €. 

Wenn 856 € rechnerisch für 60% des Durchschnittseinkommens stehen, so beträgt dieses 1.426,67 € für einen Single. Wieder ein bisserl vereinfacht heißt das, pro Kopf im Jahr 2004 wurden ca. 17.120 € verdient. Netto. Dann liegt man genau im Durchschnitt. Insgesamt war 2004 das Volkseinkommen 1.658.300.000.000 €. Verteilt auf die oben angeführten Menschen sind dies 20.223,17 € pro Nase. Das wäre aber zu viel, denn im Volkseinkommen sind auch die Unternehmensgewinne und Vermögenseinkommen enthalten (etwa 523,8 Milliarden €). Reduziert um die halbe Billion ergäben sich aber nur noch 13.835 € Durchschnittseinkommen. Was wiederum zu niedrig läge, denn Teile der nicht durch Arbeit erwirtschafteten Einnahmen gehören sicher zum Einkommen in unserem Sinn hier.

Aber wir haben ein Ergebnis. Rechnen wir nämlich zur Kontrolle gegen: Der private Konsum lag bei 15.909 € pro Kopf, die Sparquote betrug 10,9%. Damit kämen wir auf  17.341 €. Ich fange an, meine Zahlen allmählich plausibel zu finden…

Und so haben wir jetzt, was wir brauchen. Wir nehmen nun 100 Milliardäre (so viele haben wir wohl in Deutschland, die Experten streiten sich da ein bisserl. Könnte daran liegen, dass Liechtenstein eben nicht zu Deutschland gehört, wenngleich wir da wohl bald einmarschieren, glaubt man den Politikern, aber das ist eine andere Geschichte). Unsere Milliardäre haben im Schnitt nicht nur eine, sondern sogar acht Milliarden Euro, die sich im Schnitt übrigens mit 15% rentieren. Macht 120 Milliarden € Jahreseinkommen insgesamt. 

Diese 100 Milliardäre vergraulen wir jetzt so schnell wie möglich, die Politiker tun, was sie können. Wir sind keine Barbaren, nicht mehr, wir lassen denen ihr Geld, das nehmen sie mit. Trotzdem, simsalabim, hilft uns das schon weiter. Die Anzahl der Menschen sinkt kaum wahrnehmbar von 81.538.462 auf 81.538.362, aber das gesamte Einkommen von 1,396 Billionen auf 1,276. Das wiederum ergibt ein neues Durchschnittseinkommen von 15.648,32 €. 

60 Prozent davon, auf Monatseinkommen heruntergerechnet, wären aber 782,41 €. Heureka! Das sind weniger als 800 €, wir haben mit EINEM Schlag die Armut in Deutschland ausgerottet, denn wir waren ja davon ausgegangen, dass das Einkommen statistisch gesehen niemals unter 800 € rutschen würde.

q.e.d.

Warum werde ich nur das beklemmende Gefühl nicht los, dass unsere Politiker genau so rechnen, wie ich es gerade getan habe? Und: Wer hätte gedacht, dass es doch zu etwas nütze sein würde, mein altes


Vordiplom in Nationalökonomie!

 

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