Der Generalsekretär, ein feiner Mensch
Politiker in aller Welt sind nicht gerade für feinsinnige Bemerkungen und pointierte Sprache bekannt. Gutes Benehmen und leise Töne haben sich im evolutionären Umfeld unserer Demokratie vermutlich nicht bewährt. Der Ton hat rüde und direkt zu sein. Was nicht weiß oder schwarz ist, verwirrt. Damit fällt kaum noch auf, wenn ein Politiker sich sprachlich versteigt, wie dies Hubertus Heil, dem Generalsekretär der SPD, unterlaufen ist. So etwas färbt auf die Umgebung ab. Im Spiegel lesen wir online zum Thema SPD:
Als sei dieses Bild der Zerrissenheit nicht schon genug, meldete sich heute auch noch der ewige Querulant Wolfgang Clement zu Wort. In der „Welt“ warf er den Genossen „Maulheldentum“ in der Steuerfluchtdebatte vor und fiel Generalsekretär Hubertus Heil in den Rücken. Der hatte Steuerflüchtlinge in den vergangenen Tagen mehrfach als „neue Asoziale“ gebrandmarkt. Dazu Clement: „Wenn von den ’neuen Asozialen‘ in der Industrie gesprochen wird oder vom ‚Abschaum der Menschheit‘, da fragt man sich schon, ob diejenigen, die solche Begriffe gebrauchen, überhaupt die geringste Ahnung haben, was sie da tun und welche Geister sie wecken.“
Neue Asoziale? Abschaum der Menschheit? Nicht nur in Bayern wissen wir, dass es ein Generalsekretär, der sich durch Anstand und feine Gesinnung auszeichnet, vermutlich schwer hat. Aber wo ist die Grenze? Man möchte meinen, die Grenze ist so weit weg von diesen Äußerungen, dass man hier nicht lange Konsens suchen muss – wer so redet, hat sich im günstigsten Fall von der Wucht seiner eigenen Worte wegtragen lassen.
Der Spiegel sieht das anders, nennt Wolfgang Clement also einen „ewigen Querulanten“. Ungefähr das ist der Grad an Sachlichkeit, mit dem die Debatten geführt werden, und der Spiegel mischt gedankenlos mit.
Wehmütig denkt man an Müntefering. Der scheint schon so weit weg zu sein wie Willy Brandt. Ein Kuscheltier war er nicht gerade als Generalsekretär, aber die vielleicht provokanteste Bemerkung von ihm, das bewusst unnette Bild von den „Heuschrecken“, geäußert übrigens nach seiner Zeit als Generalsekretär, wurde von ihm selbst wirksam relativiert: „Ich bin ein katholischer Junge, mit der Bibel aufgewachsen. Da fallen einem schnell Heuschrecken ein. Nehmen Sie das nicht böse. Ich nehme es auch nicht zurück.“
Lieber Heuschrecke als Asozial!
Samstag 28. Februar 2009 um 16:23
[…] Wir greifen sie wieder auf, diese Wörter: Barbarisch. Ungeheuerlich. Unmenschlich. Asozial…. […]