Deutschland, Deutschland…
Bei der WM 2006 nahm man es zum ersten Mal wahr: Fahnen schmücken ungemein. Ich entstamme noch einer Generation, deren Eltern auf Fahnen nachgerade panisch reagierten. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, auf mein Auto eine Fahne zu montieren. Das macht vielleicht der Bundespräsident, und auch das nur bei höchstoffiziellen Anlässen.
Ganz anders meine Kinder: „Papa, wieso haben wir keine Fahne auf unserem Auto?“. Peer pressure unter Sechsjährigen. Wenn wir es ins Halbfinale schaffen, kaufe ich so ein Ding und dann fahre ich mit Fahne, das habe ich meinen Kindern versprochen. Ein kleiner Dämon flüstert: Hoffentlich gewinnen die Türken.
Der einzige scheine ich nicht zu sein: Bei der ARD kennt noch nicht mal jeder die Deutschlandfahne. Hier ist der Beweis:
In der Süddeutschen erklärte ein Offizieller, der Moderator habe das zufällig nicht gesehen:
Laut Bild-Zeitung sprach der zweite Chefredakteur von „ARD aktuell“, Thomas Hinrichs, von einer „inakzeptablen Panne“. Er erklärte den Fehler mit der „Fußballbegeisterung“ innerhalb der Redaktion. Das Spiel Holland gegen Russland sei in der Redaktion gelaufen, die Grafik für Tom Buhrows Anmoderation entstand unmittelbar danach.
Der Moderator selbst habe den Farbendreher gar nicht bemerkt, da er immer direkt in die Kamera schaue und die Grafiken im Hintergrund nicht sehe.
So ein Unsinn. Was sieht der Moderator, wenn er sich doch mal umdreht? Ganz einfach: Eine blaue Wand. Die heißt auch so, „Bluescreen“. Klingt ja doch recht panisch, die Reaktion. Da hat jemand geahnt, worüber die ganze Republik heute lacht. Für mich jedenfalls war das
das lustigste Ereignis rund um die EM 2008.
Dienstag 24. Juni 2008 um 10:50
Das mit dem Farbendreher ist witzig – wusste ich nicht.
Meine Frau hat – im Gegensatz zu mir – keinerlei Hemmung mit dieser Fahne am Auto. So schäme ich mich zwar ein wenig, aber Dein kleiner Dämon lässt mich zumindest in Ruhe. Wobei ich es als friedliches Massenphänomen auf Zeit ganz nett finde.
Immerhin ein gegebener Anlass, sich die Herkunft unserer Farben nochmals ins Gedächtnis zu rufen (und unseren Kindern bei der Gelegenheit einzutrichtern): der Sieg über napoleonische Truppen in zusammengeschusterten, entsprechend dreifarbigen Uniformen. Das gibt nun der theoretischen Reflektion den Raum, ob wir ab Montag – so es denn komme – eine Änderung unserer Farben in Weiss-Schwarz parlamentarisch einbringen sollten. Aber das klären wir, wenn es soweit ist!