Schnipsel: Die Unschuldsvermutung
Im Radio war es zu hören, in den Zeitungen stand es auch:
Großbrand im Wohngebiet
(…) Gefahr für die Bevölkerung bestand nicht. In der dicken Rauchwolke, die schon vom Traifelberg aus zu sehen war, konnte der Messtrupp der Reutlinger Feuerwehr keine Schadstoffe nachweisen.(…)
So etwas liest man öfters. Aber sprachlich ist es grauenhaft: Es geht nicht um die ominösen „Schadstoffe“ – davon findet man in jeder Rauchwolke sicher unzählige. Schwefel, Kohlenmonoxid, ja sogar sicher ein paar Moleküle Arsen. „Schadstoffe“ hört sich allerdings gebildeter an, nahezu amtlich. Der Rest der Meldung ist schlimmer: Die Feuerwehr hat also die Wolke untersucht und konnte Entwarnung geben, eine unmittelbare Gefahr bestand nicht. Aber es steht da, sie „konnte keine Schadstoffe nachweisen„.
Der Meßtrupp der Reutlinger Feuerwehr hat nichts gefunden. Aber, vertraut man der Meldung, er hätte das gerne. Denn er hat es versucht, steht ja da, zwischen den Zeilen, vielleicht sogar mit aller Kraft. Allein, es sollte nicht gelingen. So ist der Ausgang der Geschichte in jedem Fall ein trauriger. Geschildert wird das Scheitern der wackeren Feuerwehrler, ob nun „Schadstoffe“ da waren oder auch nicht. Im ersten Fall ist es technisches Unvermögen, im zweiten gar ein sich Verrennen. Und das nur, weil der Autor der Meldung ein Faible für verbogene Sprache hat.
Vielleicht schreibt er sonst Polizeiberichte…
Bildquelle: LEGO (www.lego.de)