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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Mittwoch 4. Februar 2009

Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte ihn: »Herr, wenn mein Bruder oder meine Schwester an mir schuldig wird, wie oft muss ich ihnen verzeihen? Siebenmal?« Jesus antwortete: »Nein, nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal!«
Matthäus, 18.21-22

 

Pharisäer

Ob es eine gute Idee war, die Pius-Brüder wieder zu in­kommunizieren? Oder wie auch immer das Gegen­teil von Ex­kom­mu­ni­zieren heißt… Viel­leicht auch Ex­ex­kom­mu­ni­zie­ren? Ja, also ob das eine gute Idee ist oder nicht, dazu könnte ich privat eine Meinung haben, öffentlich äußern werde ich sie sicher nicht. Es erscheint mir un­an­ge­messen. Wer nicht katholisch ist, aber dem Papst erklären will, wie man Gottes Stell­ver­treter auf Erden geben soll, ist doch ein­fach nur an­maßend. Und wer katholisch ist und meint, es besser zu können als der Papst, hat erst recht ein Problem.

Nun hat es dem Papst also gefallen, merk­würdige Menschen wieder in den Schoß von Mutter Kirche auf­zu­nehmen. Auf die Gefahr, mich zu wieder­holen: Ich kommentiere das nicht. Einer dieser Menschen hat öffentlich ein Tabu verletzt: Er mußte sich ja unbedingt als Holo­caust-Leugner outen. Das ist sicher un­passend, da es sich um einen Bischof handelt, der sich doch seiner Vorbildfunktion stets bewußt sein sollte. Und es ist, wie wir alle wissen, eine Straf­tat. Ihn nicht als Bischof weiter wirken zu lassen, ist ver­mut­lich eine gute Idee. Reines Ge­danken­spiel, denn selbst wenn ich der Meinung wäre, das sei un­um­gäng­lich, werde ich das nicht fordern. Siehe oben.

Aber gefordert wird. Und zwar die Rück­nahme der Rück­nahme der Ex­kom­mu­ni­ka­tion. Oder die Ex­ex­ex­kom­mu­ni­ka­tion? Von unter­schied­lichen Seiten, eben wegen dieses Tabu­bruchs. Aber Ex­kom­mu­ni­kation ist eine Kirchen­strafe. Die Schwere der Schuld nach irdischen Gesichts­punkten spielt keine Rolle. Das ist leicht ein­zu­sehen: Es wiegt doch zweifels­ohne er­heb­lich schwerer, Menschen zu er­morden oder auch „nur“, sie ernst­haft zu ver­letzen, als gegen §130 StGB zu ver­stoßen. Wer hier von einer Un­ge­heuer­lich­keit spricht, die nicht anders als durch Aus­stoß aus der Ge­mein­schaft der Christen ge­ahndet werden kann, für den haben die Christen im Neuen Testament eine Be­zeich­nung ge­lie­fert be­kom­men: Pharisäer.

Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen. (Mat 5:20)

Dabei ist die Gleichsetzung von „Pharisäern“ mit „Selbst­ge­rechten“ und „Heuchlern“ durch­aus auch nicht un­pro­blematisch, wie man bei Wikipedia zum Thema „Phari­säer“ lesen kann. Und der Phari­säer ist doch in erster Linie ein köst­liches Getränk

Doch zurück zu ernsteren Themen. Mörder, Ver­ge­wal­tiger und Räuber zu ex­kom­mu­ni­zie­ren fordert nie­mand, im Gegen­teil, es ist Aufgabe der Kirche, Sünder zu bekehren. Be­zeich­nen­der­weise waren die Pius-Brüder (diese de­spektier­liche Be­zeich­nung ge­fällt mir) ja für etwas ganz anderes ex­kom­mu­ni­ziert worden. Was in der Bericht­er­stattung vielleicht ein wenig zu kurz kommt.

Kommen wir also endlich zum Glauben: Ich kann nur sagen, ich glaube, was man mir erzählt. Ich fühle mich aber bedrängt, wenn mir jemand ver­bietet, daran zu zwei­feln. Nicht, daß ich das wollte. Oder exakt: Ich will zweifeln dürfen. Das ist etwas anderes als „Ich will zweifeln“.

Ich rede nicht von Gott. Ich rede vom Dritten Reich. Ich kann nicht sagen, ich weiß, was im Dritten Reich passiert ist, aber ich glaube, was ich in der Schule gelernt habe. Hätte ich Zweifel an Gott oder meiner Religion, wäre die irdische Ge­richts­bar­keit an mir un­inter­essiert, im Gegen­satz zu einem Verstoß gegen §130. So ändern sich die Zeiten, aber gegen Leugner und Zweifler vorzugehen, ist heute einfach nicht mehr 

die Aufgabe der Heiligen Inquisition…

Bildquelle: www.passionsspiel.de.

 

Ein Kommentar zu “Pharisäer”

  1. SoGC sagt:

    Apropos besser können als der Papst:

    Adenauer ist zur Audienz beim Papst. Die beiden Oberhäupter ziehen sich zurück und eine Weile passiert nichts. Als die Audienz bereits eine Stunde andauert,wird der Kardinalkammerherr etwas nervös, will aber nicht stören. Nach Ablauf einer weiteren Stunde kann er sich wirklich nicht mehr beherrschen und wagt einen Blick durch das Schlüsselloch. Und was sieht er?

    Der Papst kniet vor seinem Besuch und ruft flehend: „Aber Herr Kanzler, ich BIN doch schon katholisch!“

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