Karfreitag
Heute vor knapp 2000 Jahren wurde Jesus gekreuzigt. Daran erinnern wir uns heute. Und deshalb nennen wir diesen Tag Karfreitag. Freitag ist ja klar, aber wieso „Kar“?
Ein Blick ins Englische hilft uns nicht weiter. Dort heißt die Karwoche holy week. Das paßt zum Rest der Welt: Semana santa in Spanien, semaine sante in Frankreich, settimana santa in Italien. Überall heilige Wochen, nur bei uns Karwoche.
Was ist ein Kar?
Nun gut. Was ist ein Kar? In den Alpen ist das ein Hochgebirgskessel. Eine Mulde, eine Vertiefung neben steil aufragenden Felswänden. Hilft uns das weiter? Dieses Kar kommt laut Etymologieduden von einer mittelhochdeutschen Schale, deren Wurzeln sich wiederum irgendwo im Altassyrischen verlieren. Sackgasse.
Vielleicht ist es der grundlegende Freitag, der Freitag schlechthin, der Kardinalfreitag, sozusagen. Und kirchennah auch noch, wenn wir schon beim Kardinal sind. Hangeln wir uns hier durch die Zeiten zurück, nach Rom, landen wir beim lateinischen cardo, der Türangel. Wobei so manchem geistlichen Kardinal nicht klar sein dürfte, wie nah er sprachlich mit dem Scharnier verwandt ist. Aber irgendwie ist das auch eine Sackgasse. Bei Ostern dreht es sich nicht um die Karwoche. Umgekehrt, es dreht sich alles um Ostern selbst. Das übrigens auch eine interessante Etymologie vorweisen kann.
Ostern
Die lange als Wortgeberin gefeierte germanische Fruchtbarkeitsgöttin Ostara ist wohl doch eine romantische Erfindung von Jacob Grimm. Verbürgt hingegen ist Eostrae, eine britische Göttin des Lichts. Das paßt zum Frühling, zu easter und Ostern, und es ist eine Göttin, die in vielen Kulturen vorkommt: Eos und Aurora sind sprachlich dieselben Namen. Und so hat über die Morgenröte Ostern und der Osten durchaus eine Verbindung. Aber das liefert uns bei unserem Thema nur karge Unterstützung.
Germanen und Chinesen
Gehen wir nochmal nach England. Der Freitag heißt auf englisch good friday. Guter Freitag? Gut? Ist das nicht ein Tag des Kummers? Wo man sich um die Vorbereitungen für Ostern kümmern muß… Und schon haben wir die Wurzel gefunden. Und bei karg waren wir eh schon nah dran: Hinter dieser Wurzel kara verbirgt sich ein germanisch-skandinavischer Stamm für „Kummer“ und „kümmern“. Auf Englisch sieht man es noch besser: to care kommt auch daher.
Und im chinesischen? Die übliche Übersetzung 基督受難日 ist recht interessant. 日 ist der Tag. 難 ist das Unglück. 基督 ist Christus. Und 受 steht für das Erleiden. Da muß man kein Sinologe sein: Auf Chinesisch heißt der Tag also „Christus erleidet einen Unglückstag“.
Das sehen wir im Christentum anders.