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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Freitag 26. März 2010

Es ist unzulässig, daß Wissenschaftler Tiere zu Tode quälen. Laßt die Ärzte mit Journalisten und Politikern experimentieren!
Henrik Ibsen

 

Freiheit, Zensur und Hysterie

Beginnen wir mit der Freiheit. Dr. Grigori Perelman aus St. Petersburg hat die Poincaré-Vermutung bewiesen. Aber nicht nur das, ganz allgemein ist zumindest in Fachkreisen bekannt, dass es sich bei ihm um ein Ausnahme­genie handelt. Schon in der Ver­gangen­heit sollte er die inoffiziell als „Nobel­preis für Mathe­matik“ be­zeich­nete Fields-Medaille bekommen. Er hat sie nicht an­ge­nom­men. Na gut, Blech, nur Bares ist Wahres. Die Medaille bringt 15.000 Dollar, mehr nicht, neben der Un­sterb­lich­keit natür­lich. Ach ja, und es sind kanadische Dollar, zu allem Überfluß. Der gute Poincaré bringt, seit er als Millen­niums­pro­blem benannt wurde, immer­hin eine glatte Million Dollar Preis­geld. Ameri­kanische, dieses Mal. Dies sollte ihm nun über­bracht werden, allein, er machte an­geb­lich nicht mal die Tür auf und schickte die Boten fort. Er hat einfach keine Lust auf Leute, und irgend­wie auch keine Ver­wen­dung für Geld.

Nun, ein bisserl Border­line ist das viel­leicht, aber anderer­seits, und darum soll es hier gehen, ist das sein gutes Recht. Es steht nie­man­dem zu, ihn dafür zu kritisieren.

Andere Geschichte, anderes Land, anderer Kontext: Eckart von Hirsch­hausen wurde von der Süd­deutschen Zeitung um ein Inter­view gebeten. Seine Managerin schrieb einen offen­sicht­lich ungewöhn­lichen Brief. Das Inter­view wurde davon ab­hängig gemacht, dass erstens keine persönlichen Fragen gestellt werden, zweitens das gesamte Interview zur Auto­ri­sierung über­sandt werden müßte und drittens, viel­leicht ein biss­chen schräg formuliert, das Recht vor­be­halten wurde, auf Korrektur falscher Passagen zu bestehen. Der Rest war Technik: kommt ein Photo­graph? Wenn ja, soll er bitte eine Visagistin mitbringen.

Was fällt uns dazu ein? Glückwunsch, Herr v. Hirschhausen, im Gegensatz zu sogenannten „Promies“ haben Sie es offen­sicht­lich nicht nötig, um Presse­berichte zu betteln. Das haben Sie ein bißchen mit Vladimir Putin gemeinsam, der macht das genauso, bis auf auf die Visagistin, vermutlich. Ich meine, es ist jeder­manns Sache, nicht einfach so mit jedem reden zu wollen. Beruflich ist es für Herrn v. H. vielleicht nicht schlau, aber das entscheidet er. Das ist Freiheit.

Und was macht die Süddeutsche? Der Reporter hat das Interview abgeblasen. Das ist sein gutes Recht. Aber dann widmet er diesem Vorfall die komplette Seite drei. Das sei Zensur, schäumt er. Und Hirschhausen sei eh nicht lustig. Zensur? Er darf doch schreiben. Nur kriegt er halt kein Inter­view, wenn er nicht ein­willigt. Das ist kein Grund, das Ende des Abend­landes zu beschwören. Und es ist kein Grund, als beleidigte Leber­wurst nun den ganzen Künstler abzulehnen. Gerade wollte er ihn doch noch inter­viewen, und das, weil er ihn mittel­mäßig findet? Der Aufschrei, der uns nun von einen Großteil der Jour­nali­sten­ge­samt­heit ent­ge­gen­schallt, ist doch blanke Hysterie.

Eine Gesellschaft, in der sich alle den Medien zu unter­werfen haben, ist halt ein­fach eine

Mediokratie

Bild: Dr. Grigori Perelman

 

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