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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Freitag 4. Juni 2010

Wir Männer mögen leicht mehr sprechen, schwören, doch der Verheißung steht der Wille nach. Wir sind in Schwüren stark, doch in der Liebe schwach.
William Shakespeare (Was Ihr wollt)

 

Bei allem, was mir heilig ist

Wenn wir schwören, müssen wir ja auf irgendwas schwören. Auf die Bibel oder auf Gott. Daher recken wir drei Finger hoch um zu schwören und rufen dabei die Dreifaltigkeit zum Zeugen auf. Das machen auch Heiden. Fällt denen vielleicht nicht mal auf. Aber diese Dreifingergeste hat sich einfach eingebürgert.

Wie haben das eigentlich die Alten Römer gemacht? Die wussten noch nichts von der Dreieinigkeit. Was einerseits schade ist, ich hätte gerne die Meinung eines abgeklärten Menschen wie Seneca zu den Lehren des Athanasios gehört. Daß die Dreieinigkeit in der katholischen Kirche nicht mehr in Frage gestellt wurde, kann man eigentlich erst seit der elften Synode von Toledo (675) sagen, oder sogar, was logischer ist, erst mit dem Vierten Laterankonzil, also seit 1215. Also: Keine Dreifaltigkeit bei den Römern bis zum Untergang Westroms. Aber die Römer waren ja zunächst ohnehin keine Christen, was man ihnen bis zum Ende des achten Jahrhunderts seit Gründung der Stadt auch nicht vorwerfen kann.

Also doch Jupiter, Apoll, Mars, Pluto, Neptun, Amor und Merkur, und um Diskriminierung zu vemeiden Juno, Minerva, Venus, Vesta, Diana, Proserpina und Ceres. Und viele andere mehr. Angesichts der vielen Götter der Römer hätten allein für die Hauptgötter nicht die Finger beider Hände gereicht. Von den Laren, die den Römern noch näher standen, ganz zu schweigen. Also, was taten die Römer? Sie griffen sich an eine Stelle, die jedem einzelnen von ihnen wenigstens selbst heilig war. Sie riefen eine Stelle ihres Körpers zum Zeugen an, die schnell auch erklärt, warum nach altrömischer Vorstellungen Frauen ohnehin nicht wirksam Zeugnis ablegen konnten. Wo sollten die sich denn auch hinfassen? Im Lateinunterricht lernt man das nicht. Aber zum einen kann man diese Geste noch heute bei abergläubischen Neapolitanern sehen, und zum anderen erinnert heute der Name eines Körperteils auf Latein daran. Bezeugen: testare. Der Zeuge: Testus, daher Attest, Testament, Testat. Und die lateinische Verkleinerungsform macht daraus den kleinen Zeugen, das „Zeugerl“, testiculum.

Wer hätte das gedacht.

Bild: Wappen der Gemeinde Gommiswald im Kanton St. Gallen

 

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