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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Samstag 13. November 2010

And then I asked him with my eyes to ask again yes and then he asked me would I yes and his heart was going like mad and yes I said yes I will yes.
James Joyce

 

Schreiben wie Chuck Norris

Ich lese Zeitung sehr ehrfürchtig. Soll heißen: Sie ist aus Papier. Und bevor ich den vielzitierten Fisch einwickle, was ich nur selten tue, oder die Zeitung als Anzünder für meinen Ofen verwende, lese ich sie aus. Komplett. Auch den Sportteil, obgleich ich mit Passivsport nicht viel anfangen kann. Auch die Aktienkurse, auch wenn ich keine Aktien habe, sieht man mal von meinen SpaceNet-Aktien ab, die aber nicht erwähnt werden. Auch das Wetter und das Fernsehprogramm, obwohl ich da oft ein paar Wochen hinterher bin.

Aus diesem Grund geht sich für mich keine Tageszeitung aus. Aktuelles erfahre ich ohnehin aus dem Internet – aber was bleibt, ist bestens geeignet für eine Wochenzeitung. Und da gibt es die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, welche ich in sieben Päckchen – für jeden Tag der Woche eines – mir sozusagen homöopathisch zuführe. So entgehe ich der Rechtschreibung der Süddeutschen, der Trivialität der Bild am Sonntag und der reißerischen Attitüde der Magazine. Na gut, ab und zu lese ich einen Stern und freue mich über die Steilvorlagen eines Herrn Jörges für einen weiteren Verriß in meinem Blog.

Warum erzähle ich das so lange? Zum einen, weil damit klar ist, wieso ich auf einmal auf irgendetwas eingehe, das vor Wochen in der F.A.S. stand. Und zweitens, weil ich heute mehr Text brauche, ein paar Zeilen reichen nicht. Ein Artikel beschrieb den Webservice „I write like“, den ein Russe für den englischsprachigen Raum zur Verfügung stellte. Dieser wurde nun an die deutschsprachige Welt angepaßt. Ich musste es natürlich gleich ausprobieren und was erhielt ich?

Theodor Fontane

Schmeichelhaft, es hätte schlimmer kommen können. Nun ja, Goethe wäre mir lieber gewesen. Obwohl? Es sollte mich schon misstrauisch machen, daß ich schreibe wie jemand, der älter ist als mein Großvater. Ist mein Stil wirklich so staubig?

Wie wissenschaftlich ist denn dieses Spielzeug? Da bleibt nur der Streßtest. Wie nehmen Goethe:

Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen;
Ihr durchstudiert die groß’ und kleine Welt,
Um es am Ende gehn zu lassen,
Wie’s Gott gefällt.
Vergebens, dass Ihr ringsum wissenschaftlich schweift,
Ein jeder lernt nur, was er lernen kann;
Doch, der den Augenblick ergreift,
Das ist der rechte Mann.
Ihr seid noch ziemlich wohl gebaut,
An Kühnheit wird’s Euch auch nicht fehlen,
Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut,
Vertrauen Euch die andern Seelen.
Besonders lernt die Weiber führen
Es ist ihr ewig Weh und Ach
So tausendfach
Aus einem Punkte zu kurieren,
Und wenn Ihr halbweg ehrbar tut,
Dann habt Ihr sie all unterm Hut.
Ein Titel muss sie erst vertraulich machen,
Dass Eure Kunst viel Künste übersteigt;
Zum Willkomm tappt Ihr dann nach allen Siebensachen,
Um die ein andrer viele Jahre streicht,
Versteht das Pülslein wohl zu drücken,
Und fasset sie mit feurig schlauen Blicken
Wohl um die schlanke Hüfte frei,
Zu sehn, wie fest geschnürt sie sei.

Das werfen wir Babelfish vor:

The spirit of the medicine is easy to seize; You through-study groß‘ and small world, In order to let it go at the end, Wie’s God pleases. In vain that you curve all around scientifically, everyone learns only, what it can learn; But, which seizes the instant, That is the right man. Are still rather probably built for her, At boldness it will not also be missing to you, And if you trust you only, Confidence you the other souls. Particularly learns to lead the women It is their eternally pain and oh So thousandfold From points to couriers, And if you do halfaway respectably, Then have you it all under hat. A title must make it only confidential, That your art exceeds much arts; To want-come gropes you then for all seven-things, around which a andrer paints many years, The Pülslein understands to probably press, And seize it with fierily smart views Probably around the slim hip freely, Too long, as firmly tied it is.

Jetzt wissen wir, was „Pülslein“ auf Englisch heißt, und wir können es weiterverarbeiten. Dieser Text ergibt bei I write like

I write like
James Joyce

I Write Like by Mémoires, journal software. Analyze your writing!

Das hätte Goethe vermutlich auch nachdenklich gemacht. Ein Scherzbold hat sich übrigens iwritelike.com geschnappt. Egal, was man dort eingibt, es kommt

You subconsciously tried to write like Chuck Norris and failed!

Chuck Norris??? Das war der

Grinser des Tages…

 

Ein Kommentar zu “Schreiben wie Chuck Norris”

  1. Barbara Ackermann sagt:

    1. versuch:Melinda Nadj Abonji; noch nie gehört oder gelesen; scheint aber ganz ineressant zu sein
    2. Versuch: Goethe „gg“

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