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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Samstag 12. April 2008

 

Die Forderungen der OECD

OECD LogoGanz schön mutig: Den ganzen Tag hörte man neulich, am 9. April, die OECD fordere von Deutschland umfassende Bildungsreformen. In der Tagesschau geht es online einen Schritt weiter:

Wirtschaftsbericht für Deutschland

OECD fordert Reformen in allen Politikbereichen

Interessant. Die OECD hat nichts zu fordern, die OECD berät. Sofort habe ich einen bitterbösen Blog-Artikel im Kopf: Was glauben die, wer sie sind?! Ich werde den Artikel nicht veröffentlichen, denn die nächste Überlegung liegt auf der Hand: Was glaube ich, wer die sind? Wer sagt denn, dass die OECD wirklich Forderungen an Deutschland gerichtet habe?

Die DPA war es. Diese Formulierung mit der Forderung kam über den Ticker und alle haben es berichtet. Zum Beispiel der Ticker der Süddeutschen, den man bei Google noch eine Zeit lang im Archiv findet:

OECD fordert von Deutschland mehr Bildungsreformen

Berlin (dpa) – Die größten Wirtschaftsnationen der Welt haben ihr OECD-Partnerland Deutschland zu umfassenden Bildungsreformen aufgefordert. Zur Verbesserung des Fachkräftenachwuchses sollten künftig alle Haupt- und Realschulen zusammengelegt werden.

Nachdem der Redakteur aus den dpa-Meldungen einen Artikel gebaut hatte, sah es schon anders aus. Im redaktionellen Onlinebereich der Süddeutschen steht nun:

OECD fordert mehr Investition in Bildung

Die OECD empfiehlt Deutschland höheres Reformtempo: Will Deutschland sein Wirtschaftswachstum halten, muss es vor allem das Bildungssystem verbessern – auch mit Hilfe höherer Studiengebühren.

Wie diese Verbesserungen aussähen, wurde berichtet: Im wesentlichen wird unserem Schulsystem vorgeworfen, es sei nicht durchlässig genug. Aber darum soll es heute gar nicht gehen. Das Thema ist Manipulierbarkeit.

So lange die Rede von Forderungen und nicht von Empfehlungen ist, wird doch sofort ein Abwehrreflex ausgelöst. Forderungen sind aggressiv, ganz anders als Empfehlungen: Man muss schon sehr stur sein, um eine Empfehlung abzulehnen, ohne sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Aber da die DPA gesagt hatte „gefordert“, war meine berechenbare Reaktion: Die OECDler sollen doch vor ihrer eigenen Tür kehren, die G‘scheithaferl.

Und dafür schäme ich mich jetzt ein bißchen….

Gerade hatte ich selbst noch gefordert, nicht so schnell zu skandalisieren. Und nun sollten alle schnell nachdenken, was wir mit den Empfehlungen der OECD machen.

 

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