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Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat (Heinrich Heine)

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Freitag 19. Februar 2010

Ελευθερία ή Θάνατος (Freiheit oder Tod)
Wahlspruch Griechenlands

 

Systemrelevanz

Über die Griechen hört man derzeit Unerfreuliches. Sie sollen pleite sein, und nicht bereit, jetzt wenigstens zu sparen, damit die EU das Land vor dem Staatsbankrott retten kann. Das darf die EU zwar nicht, auch nicht einzelne Mitgliedsländer, aber das ist ja eigentlich egal: Wo kein Kläger, da kein Richter. Wer sollte auch klagen? Die Geberländer? Sich selbst verklagen? Und alle anderen denken derzeit höchstens darüber nach, wie sie auch in den Genuß ausländischer Füllhörner kommen könnte.

Wieso aber sollten wir den Griechen Geld geben? Sie haben sich, wie man hört, mit Tricksereien und Bilanzbeschönigungen in den Euroraum gemogelt. Wegen ihnen mußten auf allen Euroscheinen auch griechische Buchstaben stehen – und nun sind sie pleite. Aber wieso lassen wir sie nicht einfach fallen? Den Isländern haben wir auch nicht einfach Geld gegeben. Gut, denen hätten wir Geld geben dürfen, sind ja nicht im Euroraum, aber da wollten wir nicht. Und die Griechen sind nun noch nicht mal einsichtig, wilde Streitereien um Gehaltserhöhungen und öffentliche Gelder aus eigentlich leeren Kassen erschüttern das Land und die potentiellen Geberländer gleichermaßen.

Wieso also drehen wir den Griechen nicht einfach den Geldhahn zu, rette sich wer kann, sollen sie wie in der Vergangenheit irgendwelche aberwitzigen Inflationsraten bemühen und die Drachme wieder einführen. Aber das geht nicht – die Griechen sind anzusehen wie eine große Bank, sie sind systemrelevant. Das ist jetzt kein Sprachspiel, um darauf hinzuweisen, daß wir ohne die Kultur der Antike immer noch geistig auf den Bäumen sitzen würden. In dem Wort „systemrelevant“ geben sich, wie man sieht, Latein und Griechisch virtuell die Hand. Nein, es ist so direkt wie unerfreulich zu verstehen.

Wie man in der letzten Zeit immer wieder hörte, sind viele Banken wieder mal voll ins Risiko gegangen. Die griechischen Staatsanleihen wurden trotz schlechter Bonität recht gut verkauft. Für kleines Geld gab es ja die Ausfallversicherungen – und um diese geht es jetzt. Bricht Griechenland zusammen, werden jede Menge Anleihen nicht mehr zurückgezahlt, die Versicherung wird fällig und – oh Wunder – kann nicht zahlen, die Ausgabebanken gehen pleite und müssen gestützt werden. Und da es dem Volk auf keinen Fall mehr zu vermitteln ist, wenn wieder Banken gerettet werden, retten wir lieber die Griechen. Die uns dafür vermutlich für blöd halten, und das

auch noch zu recht.

Bild: Σημαία της Ελλάδας (die griechische Flagge). Quelle: Public Domain.

 

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