Der Kaktus
Erstellt von svb am 28. Februar 2010
Es gibt Dinge, die vergißt man nie. Vor einigen Jahren hatte ein sadistischer brutaler Entführer einen kleinen Buben entführt. Er wollte von den Eltern, einer Bankiersfamilie in Frankfurt, Geld erpressen, wurde geschnappt und weigerte sich, das Versteck des Buben zu offenbaren. Was gab es nun für Möglichkeiten, das Leben des Buben zu retten? Opferte man das Kind oder opferte man die rechtsstaatlichen Prinzipien? Folterte man den Entführer in der Hoffnung, doch noch Aufschluß über das Versteck zu bekommen oder ließ man zu, daß immer mehr Zeit verstrich, Zeit, die die Überlebenswahrscheinlichkeit des Kindes ständig reduzierte?
Eine klare Lösung gab es nicht. Was man auch entschied, es mußte falsch sein. Das ist der Grund, wieso mir diese schlimme Geschichte so im Gedächtnis geblieben ist. Wie ging es damals aus? Ein Opfer wurde gebracht, der Polizeivizepräsident Daschner wies einen untergebenen Hauptkommissar an, dem Entführer mit Folter zu drohen. Der Hauptkommissar gehorchte. Beiden ist hoch anzurechnen, daß sie von Anfang an die Verantwortung übernommen haben und die Sache nicht von irgendeinem namenlosen Polizeiobermeister ausführen ließen. Besonders tragisch war natürlich, daß das Opfer umsonst war – der Bub war längst tot.
Das ist der Stoff, aus dem die alten Griechen ihre Tragödien schufen. Weiterlesen »
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